Schöne Gespräche an schiachen Orten - diesmal mit Heinz-Christian Strache vom Team Strache.
„Krone“: Herr Strache, wir wollen von allen Spitzenkandidaten wissen, welcher Ort in Wien für sie der hässlichste ist. Von Ihnen kam wie aus der Pistole geschossen: „Das Ernst-Kirchweger-Haus!“ Ich kann es mir natürlich denken, aber was missfällt Ihnen denn daran?
Heinz-Christian Strache: Wer die Geschichte des Hauses kennt, weiß, dass der vormalige Besitzer von der KPÖ war. Es hat dann eine Hausbesetzung einer anarchistischen Szene gegeben, heute sind hier sehr viele linksextremistische Gruppen, und die werden auch vom Verfassungsschutz beobachtet. Wir haben erst vor wenigen Wochen die importierten Kulturkonflikte hier erlebt. Außerdem ist das Haus nicht wirklich ein Prachtfleck in Favoriten. Hier könnte man ein neues soziales Wohnprojekt für Österreicher machen. Es wäre optimal, wenn das alte Gebäude abgerissen wird.
Die Bewohner des Hauses zahlen seit 2007 übrigens Miete. Was sie eklatant von Ihnen unterscheidet.
Ich zahle ja auch Miete.
Aber Sie haben jahrelang dank des Mietzuschusses der FPÖ keine bzw. sehr wenig Miete bezahlt.
So ist das, wenn man eine Art Gehaltsbestandteil als Mietzuschuss erhält. Ich bin überzeugt, mein Gehalt war nicht zu hoch, denn ich habe in den vorigen 15 Jahren rund um die Uhr gearbeitet und eine Kompensation erhalten, weil ja ein Generalsekretär Kickl mehr Gehalt hatte als ich, obwohl er um 16 Uhr nach Hause gegangen ist.
In unserer Interview-Reihe geht es nicht nur um Aktuelles, es geht um die Persönlichkeit der Politiker. Reden wir über Ihre. Sie scheinen eine sehr hohe Schmerztoleranz zu haben.
Es bleibt einem nichts anderes übrig, wenn man über ein Jahr solche Entwicklungen erlebt. Ich bin auch verwundert gewesen, dass Ihr geschätztes Blatt gewisse Entwicklungen nicht behandelt hat, die vor einiger Zeit aufgedeckt wurden. Denn umgekehrt hat man ja vor einem Jahr auch das manipulativ zusammengeschnittene Ibiza-Video medial bewertet. Aber über die anderen Aussagen, die nämlich eindeutig belegen, dass ich jede Form der Korruption emotional, vehement und konsequent abgelehnt habe, darüber wurde nicht geschrieben. Das ist ein trauriger Umstand.
Die Dame hat an diesem Abend auf Ibiza davon gesprochen, die ,Kronen Zeitung’ kaufen zu wollen, nicht ich.
Heinz-Christian Strache (Team Strache)
Zitat von Ihnen: „Haselsteiner bekommt keine Aufträge mehr.“ Es gibt Gespräche über Überpreise, Spenden an Vereine, wie man den Rechnungshof übergeht – und trotz allem bleiben Sie stundenlang sitzen. Das klingt für mich nicht sonderlich entlastend.
Auch das ist ja nicht richtig, denn es werden mir einfach Unterstellungen untergeschoben, die nicht stimmen, wenn man das Video sieht und das Manuskript liest. Ich habe die gesetzlichen Möglichkeiten aufgezählt, mir aber nichts zuschulden kommen lassen. Und ich habe immer von den notwendigen Ausschreibungen und der notwendigen Qualität gesprochen.
„Haselsteiner wird keine Aufträge mehr bekommen.“ Haben Sie das nicht gesagt?
Das sind Wortfetzen. Ich habe gesagt, dass jede Firma, die die Qualität hat und auch den entsprechenden Preis anbietet, diese Ausschreibungen gewinnen kann. Aber natürlich ist das so, wenn man stundenlang Suggestivfragen erlebt.
Das heißt, man kann Ihnen mit den richtigen Fragen alles entlocken?
Im Gegenteil. Denn Sie sehen ja, dass jetzt im Transkript steht, der H.-C. Strache ist weder käuflich noch korrupt. Und das hab ich dort in einem wahrscheinlich nicht nüchternen Zustand und, wie wir aufgrund von Zeugenaussagen wissen, sogar unter illegaler Drogenbeeinflussung gesagt.
Sie sagen, dass Sie durch diese unfreiwillig konsumierten Drogen unfähig waren aufzustehen und zu gehen?
Ich war sicherlich in einem gewissen Grad beeinflusst, ja.
Gelähmt? Oder wie kann ich mir das vorstellen?
Beeinflusst insgesamt, weil ich ja nach dem Treffen einen völligen Ausfall hatte. Ich wusste nicht mehr, wann ich danach wo war. Ich bin dann erst in der Früh nach Hause zu meiner Mutter, und die war entsetzt über meinen Zustand.
Hatten Sie durch übermäßigen Alkoholkonsum schon einmal einen solchen Ausfall?
Nein, in der Form nicht. Nein.
Nun gut. Unser Format heißt ja auch „Schöne Gespräche an schiachen Orten“. Was waren denn, unabhängig von all den Ereignissen, die schönen Momente des vergangenen Jahres?
Zu erfahren, wer in solchen Momenten der Lebenszäsur zu seinen wirklichen Freunden gehört – und die lernt man noch mehr schätzen. Und vor allen Dingen, dass die eigene Familie die wesentlichste Kraft im Leben ist.
Glauben Sie an Gott?
Ja.
Glauben Sie nach alledem, was geschehen ist, dass er Sie mag?
Ich meine, wie sehr muss Gott einen lieb haben, damit er einem da oder dort einen Tritt in den Hintern gibt, um sich auch weiterzuentwickeln, weiterzulernen und zu reifen?
Das bedeutet, Sie glauben auch an die Hölle?
Ich glaube an Yin und Yang. Ich glaube an Gut und Böse. Ja.
Das Ende einer Enttäuschung ist das Ende einer Täuschung. Es ist gut, wenn man endlich Klarheit gefunden hat.
Strache über "Freunde" von früher
Wo, glauben Sie, werden Sie denn nach dem Ende Ihrer Tage landen? Im Himmel oder in der Hölle?
Da ich in meinem Herzen ein zutiefst anständiger Mensch bin, bin ich davon überzeugt, dass ich nicht in die Hölle kommen werde.
Wollust, Habgier und Hochmut sind Todsünden.
Genau.
Trifft aber nicht auf Sie zu?
Nein, das trifft auf jene zu, die offenbar den Neid und andere Todsünden leben und daher seit mehr als einem Jahr skrupellos mit Verleumdungen gegen meine Person operieren.
Fanden Sie das Interview schön?
Na ja, es waren jetzt nicht wirklich themenspezifische Fragen dabei. Aber das war nicht anders zu erwarten.
Michael Pommer, Kronen Zeitung
Zum Auftakt der Interview-Serie zur Wien-Wahl sprach „Krone“-Wien-Ressortleiter Michael Pommer mit SPÖ-Bürgermeister Michael Ludwig. FPÖ-Spitzenkandidat Dominik Nepp zeigte dann „Krone“-Redakteurin Maida Dedagić seinen schiachsten Platz in Wien. Stadt-Vize Birgit Hebein (Grüne) lud Alexander Schönherr in die Gumpendorfer Straße ein. ÖVP-Spitzenkandidat Gernot Blümel entschied sich - wie Strache - für das Ernst-Kirchweger-Haus als den schiachsten Ort Wiens. Und Christoph Wiederkehr von den NEOS traf sich mit der „Krone“ am Genochplatz im 22. Bezirk.
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