Provisorium auf Lesbos
Erste Moria-Flüchtlinge zogen in anderes Lager
Vier Tage nach dem Großbrand im Flüchtlingslager Moria haben die ersten Migranten auf der Insel Lesbos ein neues provisorisches Zeltlager bezogen. Am Samstagnachmittag wurden rund 300 Migranten aufgenommen, bei den meisten handelt es sich um Familien. Vor ihrer Aufnahme ins neue Lager mussten alle einen Coronavirus-Schnelltest machen. Das neue Lager Kara Tepe ist für 3000 Menschen ausgelegt.
Bei den Corona-Tests wurde bei sieben Flüchtlingen das Virus entdeckt, berichtete derder staatliche griechische Rundfunk ERT unter Berufung auf das Gesundheitsministerium. Alle sieben seien zur Isolation in einen abgelegenen Teil des Zeltlagers von Kara Tepe gebracht worden.
Zehntausende nach Feuer obdachlos
Das vollkommen überfüllte Lager Moria, in dem viele Flüchtlinge teilweise seit Jahren unter menschenunwürdigen Bedingungen festsaßen, war bei Bränden am Dienstag und Mittwoch fast völlig zerstört worden. Nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR) wurden 11.500 Menschen obdachlos, darunter 4000 Kinder.
Die Lage auf der Insel war auch am Sonntag höchst angespannt. Mehrere Tausende Migranten harren auf den Straßen aus. Es könnte Wochen dauern, bis nach dem Brand am vergangenen Mittwoch alle Menschen wieder ein Dach über dem Kopf bekommen. Die Behörden suchen nach weiteren Orten, wo Zeltlager eingerichtet werden können. Zahlreiche Migranten forderten, nach Westeuropa weiterziehen zu dürfen. Bereits am Samstag kam es immer wieder zu spontanen Demos. Migranten warfen mit Steinen, die Polizei setzte Tränengas ein.
27 infizierte Flüchtlinge sind untergetaucht
Laut der griechischen Nachrichtenagentur ANA wurden die Feuer am Dienstag nach Protesten einiger Bewohner des Lagers gelegt, die nach einem positiven Corona-Test unter Quarantäne gestellt werden sollten. Bis Samstag wurden 27 der 35 Lagerbewohner mit nachgewiesener Coronavirus-Infektion nach Behördenangaben immer noch nicht gefunden.
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