Für die „Krone“ versuchen sich alle Spitzenkandidaten einen Tag lang im Berufswunsch ihrer Kindheit. Schürze umbinden und los geht’s mit Ex-Vizekanzler Strache als Wirt: Er marschiert hinter die Schank, greift zum Glas, setzt es schräg an und zieht den Zapfhahn nach vorne. „Das müssen wir noch ein bisserl üben“, ruft ihm ein Gast an der Bar zu. Strache blickt zu ihm auf: „Du bist echt das Letzte!“, antwortet er. Die beiden lachen.
Das Bier beginnt zu sprudeln, die Verschwörungstheorien auch. Gast und Wirt sind sich sicher: Dem armen Strache sind alle in den Rücken gefallen, obwohl er nichts angestellt hat. Ibiza- und Spesenaffäre sind böse Intrigen gegen ihn. „Mein Glück ist nur, dass ich noch lebe“, erklärt Heinz-Christian Strache völlig ernsthaft. „Die Chance hat Haider nicht gehabt“, antwortet der Gast an der Schank genauso ernsthaft. Die beiden nicken sich verständnisvoll zu. „So gute Gäste kann man sich nur wünschen“, sagt Strache.
Wirtin auf Listenplatz 12 bei Team HC
Die Gäste in dem Wiener Café Fliegender Holländer reichen vom Hackler bis zum Hochschulprofessor, von der Friseurin bis zur Frau Kommerzialrat, von Franz zu Charlie. Sie alle mögen Lokalbesitzerin Franziska Wachter. Und sie wiederum mag Strache so sehr, dass sie auf Platz 12 seiner Liste antritt. Warum sie das macht, ist schnell erklärt: Als das Rauchverbot aufkam, war Strache einmal da. „Er hat versprochen, sich für Österreichs Rauchkultur einzusetzen“, sagt Wachter. Das hat sie ihm nicht vergessen.
„Kontakt zu Menschen ist meine Stärke“
Nun serviert Strache in ihrem Lokal Brötchen, Melange, Bier und Nussschnäpse. Seine Spezialität Wodka-Red-Bull bestellt keiner. „Schweizerhaus-verdächtig!“, lobt Charlie Straches Schaumkrone. Da setzt er sich gleich dazu. Die Gespräche am Tisch laufen immer gleich ab. „Wo wohnst denn du?“, oder „Was arbeitest du?“, leitet Strache ein. Egal, wie die Antwort ausfällt, weiß Strache ganz genau: „In dem Grätzel war es früher schöner“ und „In der Branche hast du es auch nicht leicht“.
Zwischen der Klosterneuburg-Villa auf Steuerzahlerkosten und dem Privatjet scheint er es irgendwie geschafft zu haben, gefühlt in ganz Wien einmal eine Firma oder einen Wohnsitz gehabt zu haben. Dann spult Strache seine Parolen gegen die „Schweinereien der Stadtregierung“ runter. Wer die Lösung aller Probleme sein soll, dürfen Sie dreimal raten.
„Der Kontakt zu Menschen ist immer meine Stärke gewesen“, weiß Strache. Im Beisl lässt er die Gäste alle Verfahren vergessen, die gegen ihn laufen. Vielleicht macht er künftig neben der Politik den Wirt, resümiert Strache. „Meine Stimme hast du, HC!“, sichert ihm ein Mann zu. Eine Frau weiß nicht recht, wie sie ihn findet. Ihr Fazit: „Reden kann er halt.“
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Maida Dedagić, Kronen Zeitung
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