Brief an Boris Johnson

ARM-Mitgründer aus Österreich gegen Nvidia-Deal

Digital
15.09.2020 11:33

Der britische Chipdesigner ARM ist eine der wichtigsten IT-Firmen der Gegenwart: In so gut wie allen Handys, Tablets, Smart-TVs, Smartwatches und manchen Spielkonsolen steckt ein ARM-Prozessor - ob nun Qualcomm, Nvidia, Samsung, HiSilicon oder MediaTek draufsteht. Mitgegründet vom österreichischen Physiker Hermann Hauser, ist ARM eines der letzten IT-Schwergewichte mit Sitz in Europa - nach dem Brexit freilich nicht mehr in der EU. Die Übernahme durch Nvidia ist aus Hausers Sicht daher heikel. Er macht beim britischen Premier Stimmung gegen den Verkauf.

Nachdem bekannt wurde, dass der US-Chiphersteller Nvidia, der vor allem mit Grafikprozessoren und Supercomputern sein Geld verdient, ARM für 40 Milliarden US-Dollar übernehmen will, haben Hauser und andere Mitstreiter eine Protest-Website gegen den Verkauf ins Leben gerufen. Dort zu lesen: ein offener Brief an Großbritanniens Premier Boris Johnson.

In dem Brief fordern der heute nicht mehr bei ARM tätige Hauser und etliche Unterzeichner aus der britischen IT-Industrie, den Verkauf von ARM an Nvidia, der noch der Absegnung US-amerikanischer, britischer, chinesischer und der EU-Kartellbehörden bedarf, zu verhindern - oder zumindest nur unter extrem strengen Auflagen zu gestatten. Es gehe um den Zugang Großbritanniens zu in Großbritannien entwickelter Mikroprozessor-Technologie, Tausende britische Jobs und Gleichbehandlung in der IT.

(Bild: thinkstockphotos.de)

„Schweiz der IT“ mit 500 Kunden
ARM drohe, von der „Schweiz der IT“, die mit gut 500 Kunden weltweit gute Geschäfte mache, zum US-Vasallen zu werden. Vor dem Hintergrund des US-chinesischen Handelskriegs und der Dominanz der großen US-IT-Konzerne drohe beim Verkauf an Nvidia der Verlust der nationalen ökonomischen Souveränität. Wäre ARM in Eigentum eines US-Unternehmens, müsste es sich US-amerikanischen Handelsbeschränkungen beugen und könnte womöglich wichtige Märkte wie China nicht mehr beliefern.

Zitat Icon

Dann wird sich die Geschichte nicht an Sie als die Person erinnern, die Großbritannien aus Europa geführt hat, sondern als die Person, die Großbritannien den Amerikanern zum Vasallen gemacht hat.

Hermann Hauser, ARM-Mitgründer

Hauser appelliert eindringlich an Johnson, bei ARM eine andere Lösung als den Verkauf an Nvidia ins Auge zu fassen - zum Beispiel ein staatliches Investment und einen anschließenden Börsengang. Andernfalls, so Hauser, „wird sich die Geschichte nicht an Sie als die Person erinnern, die Großbritannien aus Europa geführt hat, sondern als die Person, die Großbritannien den Amerikanern zum Vasallen gemacht hat.“

(Bild: Nvidia)

Nvidia will bei Lizenzmodell bleiben
Bei Nvidia versicherte man indes, man wolle an ARMs neutralem Lizenzierungsmodell festhalten und es noch erweitern, indem man die hauseigene Grafikprozessortechnologie - die derzeit leistungsfähigste weltweit - künftig ebenfalls an andere lizenziere. Hauser betont trotzdem, dass sein Verkauf nur unter drei juristisch bindenden Auflagen in Erwägung gezogen werden sollte: eine Garantie für Arbeitsplätze in Großbritannien, eine Garantie für das offene Geschäftsmodell und eine Ausnahme von der US-Sicherheitsüberprüfung der Kundenbeziehungen.

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