Christoph Wiederkehr wollte als kleiner Bub Konditor werden. Wir haben dem Neos-Chef seinen süßen Traum erfüllt und waren mit ihm Torten backen. Unter Profi-Anleitung.
Palais Todesco, Kärntner Straße 51. Wir treffen uns mit dem pinken Obmann vor dem wunderschönen Prachtbau gegenüber der Staatsoper. Hier residiert die berühmte k. u. k. Hofzuckerbäckerei Gerstner. Geschäft, Café und Confiserie liegen im Parterre und sind für alle zugänglich.
Zwei Stockwerke darüber ist die Produktion. Pralinen, Konfekte und Torten werden in liebevoller Handarbeit hergestellt. Die Zutaten sind erlesen. Chefkonditorin Alexandra Ledermüller bindet Wiederkehr eine Schürze um, es kann losgehen. Seine Aufgabe ist rasch erklärt: eine original Gerstner Haustorte (24 Zentimeter Durchmesser) perfekt mit Schokoglasur zu überziehen, zu dekorieren und selbst die dazugehörigen Marzipanrosen als Verzierung zu basteln.
„Ganzes Taschengeld in Torten gesteckt“
„Als Kind wollte ich Konditor werden, weil ich so gerne Süßigkeiten mag. Ich habe mein ganzes Taschengeld in Torten gesteckt“, sagt der 30-Jährige. An die Arbeit.
Den mit Creme gefüllten Tortenboden (Geheimrezept) hat Gerstner bereitgestellt. Die erste Übung zum Einstieg ist leicht. Mit dem Schöpfer reichlich Schoko über den Teig gießen und mit dem langen Messer glatt streichen. Es gilt, alle Luftbläschen zu beseitigen. Die braune Soße schwappt über den Seitenrand. Kleine Flecken wollen noch glaciert werden, aber sonst recht passabel. Ein kurzer Rundumblick - passt.
Ich backe alle zwei, drei Wochen mit meiner Partnerin gemeinsam Bananenbrot und Zimtschnecken. Aber eine Torte ist etwas anderes.
Christoph Wiederkehr
Knifflige Streusel-Challenge
Als Nächstes müssen die weißen Schokostücke auf den Seitenrand. Wiederkehr schaufelt mit einer Plastikkelle. Es spritzt, es kleckert, die Finger werden dreckig und klebrig. „Oh, ich hätte besser meine Uhr abnehmen sollen.“ Gesagt, getan. Eine Assistentin hilft beim Runternehmen des Chronometers, der schon leichte Spritzer abbekommen hat. Der Hobby-Konditor hat die Streusel-Challenge geschafft. Jetzt geht es ans Eingemachte. Die Rosen aus Marzipan. Jedes feine Blatt einzeln. Mit der Hand.
Fingerspitzengefühl gefragt
Die Mandelmasse wird ausgerollt und in kleine Teile zerschnitten. Der Kegel für die Knospe ist mit etwas Geschick machbar. Aber die Blumenblätter: Jedes Marzipanblättchen muss mit Daumen und Fingern gezogen, gebogen und geformt werden. Das fällt Wiederkehr schwer. „Dazu braucht man echtes Fingerspitzengefühl und gute motorische Fähigkeiten“, lacht der Politiker. Eine Tätigkeit, die ihn sichtlich Anstrengung kostet. Die Kreationen der Chefkonditorin (sie hat schon einmal die ganze Staatsoper aus Marzipan gebastelt) sind perfekt. Wiederkehrs Rosenklone wirken etwas verwelkt. Für einen Laien allerdings nicht so schlecht.
Eine Torte muss schließlich beschriftet sein. „Alles Gute“ wäre eine Möglichkeit, oder das prognostizierte Wahlergebnis (Wiederkehr lehnt nach kurzem Lacher ab). Der Politiker entscheidet sich für den Neos-Wahlspruch: „Wien geht besser“. Etwas zittrig fährt seine Hand mit dem Spritzpapier über die braune Oberfläche. Gleich ist es geschafft. Noch ein paar Schokoladenblättchen als Verzierung. Und die Gerstner Haustorte auf Wiederkehr-Art ist fertig.
„Viel Respekt für den Konditorenberuf“
Wie war es? „Ich mache zu Hause alle paar Wochen Bananenbrot oder versuche Zimtschnecken. Aber eine Torte, das ist ganz was anderes“, sagt der Süßspeisenfan („am liebsten alles mit Maroni oder Mohn“). Was nimmt er von diesem Termin mit? „Viel Respekt für den Konditorenberuf.“ Und vor allem seine selbst gemachte Torte. „Darauf freue ich mich besonders.“ Bon Appetit!
Alex Schönherr, Kronen Zeitung
Für die „Krone“ versuchen sich alle Spitzenkandidaten einen Tag lang im Berufswunsch ihrer Kindheit. Ex-Vizekanzler Strache versuchte sich dabei als Wirt. Lesen Sie am Donnerstag über „Doktor“ Gernot Blümel.
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