Corona-Einreiseverbot

1000 Pilger sitzen an Grenze zu Ukraine fest

Ausland
16.09.2020 16:06

Mehr als tausend jüdische Pilger sitzen seit mehreren Tagen an der ukrainisch-weißrussischen Grenze fest, nachdem die Ukraine ihnen die Einreise wegen der Corona-Pandemie verweigert hat. Nach Angaben beider Länder vom Mittwoch trafen trotz einer zuvor ausgesprochenen Reisewarnung weiterhin Menschen an der Grenze ein. Die Pilger, unter ihnen auch Kinder, wollen für das jüdische Neujahr in die zentralukrainische Stadt Uman reisen, um dort das Grab von Rabbi Nachman zu besuchen, dem Gründer einer chassidischen Bewegung.

Die ultraorthodoxen Pilger hatten sich auf den Weg gemacht, obwohl sowohl die ukrainische als auch die israelische Regierung die chassidischen Juden aufgefordert hatten, nicht nach Uman zu reisen. In diesem Jahr fällt das jüdische Neujahr auf den 18. bis 20. September. Seit Montag hätten 1064 Menschen versucht, die Grenze zu überqueren, unter ihnen 242 Kinder, erklärte der weißrussische Grenzschutz. Die Behörde stellte den Menschen demnach Lebensmittel und Zelte zur Verfügung. Weißrussland hatte die Pilger seine Grenze passieren lassen, die Ukraine will jedoch wegen eines starken Anstiegs der Corona-Fallzahlen bis Ende September keine Ausländer ins Land lassen.

(Bild: AFP)

Ein Video, das am Mittwoch von den ukrainischen Grenzschützern veröffentlicht wurde, zeigte Dutzende Menschen in traditioneller Tracht an der Grenze, die mit Büchern in der Hand mitten auf einer Straße beteten. Koffer und Taschen lagen auf dem Boden verstreut.

Hunderte Sicherheitskräfte verbrachten die Nacht auf ukrainischer Seite in Zelten, um die Situation unter Kontrolle zu halten, wie ein AFP-Reporter berichtete. „Seit gestern gab es keine Provokation, keine angespannte Situation“, sagte ein Sprecher der ukrainischen Grenzschützer. Die Menschen würden regelmäßig mit Trinkwasser und Lebensmitteln versorgt, die Lage sei „unter Kontrolle“.

(Bild: AFP)

Der weißrussische Staatschef Alexander Lukaschenko bat das Nachbarland, über die Öffnung eines humanitären „Korridors“ für Pilger nach Uman zu verhandeln. Die ukrainische Präsidentschaft warf Weißrussland indessen vor, die Lage an der Grenze zu verschärfen. Sowohl die Ukraine als auch Israel wollen einen weiteren Anstieg der Coronavirus-Infektionen vermeiden. Die ukrainische Regierung schloss deshalb Ende August die Grenzen für Ausländer, während Israel zuletzt neue Ausgangsbeschränkung eingeführt hatte. In der Ukraine gibt es bisher mehr als 162.000 Corona-Fälle, mehr als 3340 Menschen starben.

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