Am Mittwochabend hat das deutsche Robert-Koch-Institut Wien als Risikogebiet eingestuft. Die Wiener Hotellerie befürchtet, dass die Reisewarnung der ohnehin schon angeschlagenen Branche endgültig den „Todesstoß“ versetzten könnte. „Wenn uns Deutschland jetzt noch auf die Rote Liste setzt, dann werden 80 Prozent der noch bestehenden Buchungen wegfallen“, sagte Dominic Schmid, Obmann der Fachgruppe Hotellerie in der Wirtschaftskammer Wien, bereits am Nachmittag.
Just nachdem sich in den vergangenen Wochen eine leichte Erholung der Buchungslage für den Herbst und Winter angekündigt hatte, drohe dem Tourismus in Wien nun endgültig die Luft auszugehen. Der Aufwärtstrend war zunächst durch die gelbe Ampelschaltung für Wien gebremst worden, nach der Schweizer Reisewarnung vor fünf Tagen setzte laut Schmid die erste Stornowelle ein.
Vergeblicher Appell in Richtung Deutschland
Am Nachmittag appellierte er an die deutschen Behörden, diesen Schritt noch einmal zu überdenken - vergeblich. Seit kurz nach 19 Uhr ist bekannt, dass Personen, die aus Wien nach Deutschland einreisen, entweder einen negativen Corona-Test vorlegen oder sich für zwei Wochen in häusliche Quarantäne begeben müssen.
„Hiobsbotschaft“
Susanne Kraus-Winkler, Obfrau des Fachverbandes Hotellerie in der Wirtschaftskammer Österreich, sprach in einer ersten Reaktion von einer „Hiobsbotschaft für den Wiener Tourismus“. Bei einer drohenden Auslastung von zehn Prozent „kann kein Betrieb auch nur annähernd kostendeckend arbeiten“. Viele Unternehmer seien einfach nur noch verzweifelt und würden sogar schon überlegen, ihre Betriebe wieder komplett zuzusperren.
Gewerkschaft fordert Hilfe von Blümel
Unterdessen forderte Roman Hebenstreit, Vorsitzender der Gewerkschaft vida, von Finanzminister Gernot Blümel (ÖVP), sich „wirklich für Wien einzusetzen“, wie er es im Wahlkampf plakatiere. Er wünsche sich vom wahlkämpfenden Minister mehr Hilfe für Wiens Wirtschaft und ihre Arbeitnehmer. Immerhin sei Wien bis zum Corona-Lockdown „die Kongressstadt Nummer eins“ gewesen.
„Jetzt stehen in Wien und in vielen anderen heimischen Städten zahlreiche Betriebe und Menschen vor einem Scherbenhaufen und müssen um ihre Existenzgrundlagen fürchten, wie etwa die 140 Beschäftigten, die in den Sacher-Hotels gekündigt werden.“ Blümel solle diese Menschen nicht hängen lassen.
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