Mittelmeer-Hurrikan

„Ianos“: Meerschaum bedeckt griechische Küste

Ausland
18.09.2020 14:01

Ein mediterraner Hurrikan - kurz Medicane genannt - ist am Freitag über den Westen Griechenlands hinweggefegt und hat für Flugumleitungen, Überschwemmungen und Stromausfälle gesorgt. Besonders betroffen von „Ianos“ waren die Inseln Zakynthos (siehe auch Video oben) und Kefalonia, wo bereits in der Früh erste Flugzeuge nach Athen umgeleitet werden mussten. An der Küste war der Wind teilweise so stark, dass Meerschaum die Strände bedeckte, wie auf Twitter-Videos zu sehen war. Vor Zakynthos gerieten zudem Dutzende Migranten in Seenot.

Laut griechischer Zivilschutzbehörde wütete „Ianos“ mit Windgeschwindigkeiten bis zu 117 Stundenkilometern. „Überall stürzen Bäume um“, berichtete die Gouverneurin der Ionischen Inseln, Rodi Kratsa, im Fernsehsender TV ERT. Auf Kefalonia (siehe Bilder unten), Ithaka und Zakynthos gab es Stromausfälle, Straßen waren unpassierbar, die Fährverbindungen wurden unterbrochen. Geringere Schäden wurden von den Inseln Korfu und Lefkada gemeldet.

Aus Sicherheitsgründen blieben am Freitag die Schulen in zahlreichen Regionen geschlossen. Wegen drohender Überschwemmungen sollten Keller nicht betreten werden. Der Bürgermeister der Inselhauptstadt Argostoli auf Kefalonia, Dionysis Minetos, sagte im griechischen Fernsehen, die Bewohner sollten in ihren Häusern bleiben und nicht auf die Straße gehen.

Flüchtlingsboot geriet in Seenot
Nach Angaben der Küstenwache geriet vor der Halbinsel Peloponnes ein Flüchtlingsboot mit etwa 55 Insassen in Seenot. Die Küstenwache könne zunächst kein Schiff zu Hilfe schicken, habe jedoch andere Schiffe in dem Gebiet um Unterstützung gebeten, hieß es. Die Regierung kündigte an, mehr als 800 Asylwerber aus drei Lagern in der Nähe von Athen wegen des Sturms vorsichtshalber in einer Konferenzhalle in der Hauptstadt unterzubringen.

Laut der Nachrichtenagentur ANA wurde vor der Insel Ithaka ein Segelboot von den Wellen mitgerissen, die beiden Insassen konnten sich ans Ufer retten.

Verliert an Heftigkeit, sobald er auf Land trifft
Ein Medicane ist ein Sturmtief, das sich gegen Ende des Sommers im Mittelmeerraum bilden kann, wenn das Wasser dort noch hohe Temperaturen aufweist. Sobald er das Festland erreicht, verliert er an Heftigkeit. Die Zivilschutzbehörde warnte vor jeglichen nicht notwendigen Reisen während des schweren Herbststurms, der noch bis Sonntag andauern soll. Parallel wurde nämlich eine Sturmfront über Zentral-Griechenland erwartet.

In besonders gefährdeten Gebieten wurden vorsorglich Rettungsteams bereitgestellt, auch drei Rettungshubschrauber sind in Alarmbereitschaft. Im September 2018 waren bei einem Medicane zwei Menschen auf der Insel Evia ums Leben gekommen.

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