404.000 Menschen haben derzeit in Österreich keine Arbeit. Erfahrungsgemäß kommen im Winter rund 100.000 dazu. Ein Mittel dagegen haben weder Interessenvertreter noch AMS.
Das Hotel Sacher, Schalungsprofi Doka, Lkw-Bauer MAN, Flugzeugzulieferer FACC: Allein in der vergangenen Woche gaben vier österreichische Vorzeigebetriebe bekannt, Personal abzubauen. Unter der medialen Wahrnehmungsschwelle kommen Woche für Woche Dutzende kleine und mittlere Unternehmen hinzu, die einen, zwei oder zehn Mitarbeiter kündigen oder ihren Betrieb ganz schließen müssen. Der häufigste Grund bei Groß und Klein: fehlende Nachfrage aufgrund der Corona-Krise.
So gut wie alle Branchen betroffen
Betroffen sind so gut wie alle Branchen, die Auswirkungen sind unterschiedlich. „Der Personalabbau erfolgte vor allem im Tourismus. Kurzgearbeitet wird am stärksten in der Industrie“, sagt AMS-Chef Johannes Kopf. Das bestätigen auch die Zahlen: Ende Juli war jeder fünfte Mitarbeiter im Tourismus arbeitslos, fast ebenso viele waren in Kurzarbeit.
Alleine in der Industrie belaufe sich der Corona-Schaden mittlerweile auf acht Milliarden Euro, rechnet IV-Generalsekretär Christoph Neumayer vor. Besonders betroffen: exportstarke Branchen wie Maschinenbau, Automobilzulieferer und Metallindustrie. Aktuell sinken die Arbeitslosenzahlen zwar von Woche zu Woche, damit könnte es aber bald wieder vorbei sein. Saisonbedingt, etwa durch den winterlichen Stillstand am Bau, rechnet das AMS im Jänner 2021 mit rund 100.000 Arbeitslosen mehr als jetzt.
AK: „Es wird noch dramatischer“
„Es wird noch dramatischer“, sagt AK-Präsidentin Renate Anderl, die gemeinsam mit den Sozialpartnern nach Lösungen suchen will, um die Arbeitslosigkeit zu senken und Arbeit zu schaffen. Einigkeit gibt es bisher nur bei einer Maßnahme: der Kurzarbeit. Sie sei die beste Methode, um die Krise zu meistern, und helfe sowohl Unternehmen als auch Mitarbeitern. Dass Kündigungen nur verschoben werden, sehen weder Arbeitgeber- noch Arbeitnehmervertreter so.
Zusätzlich droht Pleitewelle
Zusätzlich zur saisonalen Steigerung könnte auch eine Pleitewelle die Arbeitslosenzahlen in die Höhe treiben. Mit ihr rechnen Kreditschützer, sobald gestundete Steuern, Raten usw. schlagend werden. Die Arbeiterkammer hofft für betroffene Mitarbeiter dabei auf die Arbeitsstiftung der Regierung mit 700 Millionen Euro.
Es gibt aber auch Branchen, in denen es rosiger aussieht. In der IT oder der Pflege gebe es nach wie vor einen Fachkräftemangel, so das AMS. Rund die Hälfte der Unternehmen über alle Branchen gab zuletzt in einer Umfrage an, schwer an nötige Mitarbeiter zu kommen. „Wir müssen Angebot und Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt besser zusammenführen. Eine gezielte Vermittlung, Aus- und Weiterbildung sowie Beschäftigungsanreize sind das Gebot der Stunde“, sagt WKO-Generalsekretär Karlheinz Kopf.
Teresa Spari, Kronen Zeitung
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