In Transporter gezerrt

Hunderte Festnahmen bei Frauenprotesten in Minsk

Ausland
19.09.2020 17:15

Bei neuen Frauenprotesten gegen den weißrussischen Präsidenten Alexander Lukaschenko haben Polizisten am Samstag in Minsk Hunderte Menschen festgenommen. Die Sicherheitskräfte stellten sich den Frauen in den Weg und zerrten sie in Einsatzfahrzeuge, wie ein Journalist der Nachrichtenagentur AFP beobachtete.

Rund 2000 Frauen nahmen an dem Protestzug unter dem Titel „Glitzermarsch“ teil und trugen die rot-weißen Fahnen der Protestbewegung sowie glitzernde Accessoires.

(Bild: ASSOCIATED PRESS)

Gefangenentransporter standen bereit
An mehreren Stellen standen Gefangenentransporter bereit. Autofahrer hupten den Frauen solidarisch zu. Bei einer Demonstration vor einer Woche gingen maskierte Uniformierte mit Gewalt gegen die Frauen vor. Es gab mehr als 100 Festnahmen. Auch am Samstag gab es wieder Hunderte.

Der „Marsch der weiblichen Solidarität“, wie er hieß, zog durch mehrere Straßen. „Lang lebe Weißrussland!“, riefen Frauen, während sie die historischen weiß-rot-weißen Fahnen trugen. Teils spannten sie Regenschirme in den Farben der Revolution auf, weil Sicherheitskräfte die Fahnen immer wieder beschlagnahmen.

Neuwahlen ohne Lukaschenko gefordert
Die Demonstrantinnen fordern Neuwahlen ohne Lukaschenko, die Freilassung aller politischen Gefangenen und die strafrechtliche Verfolgung der Polizeigewalt.

Der weißrussische Präsident Alexander Lukaschenko (Bild: AP)
Der weißrussische Präsident Alexander Lukaschenko

Auch in anderen Städten des Landes waren die Frauen wie an den vergangenen Samstagen aufgerufen, friedlich gegen „Europas letzte Diktatur“ zu demonstrieren. Das teilten die Organisatorinnen von Girl Power Belarus in ihrem Nachrichtenkanal bei Telegram mit.

Oppositionskandidatin Swetlana Tichanowskaja (Bild: Associated Press)
Oppositionskandidatin Swetlana Tichanowskaja

Seit der Präsidentenwahl am 9. August kommt es in Weißrussland täglich zu Protesten. Lukaschenko hatte sich mit 80,1 Prozent der Stimmen nach 26 Jahren im Amt zum Wahlsieger erklären lassen. Der 66-Jährige strebt eine sechste Amtszeit an. Die Opposition hält dagegen Swetlana Tichanowskaja für die wahre Siegerin.

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