Die Innsbrucker Verkehrsbetriebe wollen wie berichtet 120 Dieselbusse bis 2030 anschaffen. Alternative Antriebe erfüllten die Anforderungen des Linienbetriebs nicht, so die Begründung. Dabei wurden schon 2015 Elektrobusse mit entsprechend hoher Reichweite getestet.
Zehntausende Liter Diesel verbrennen die IVB-Busse jeden Tag mitten in Innsbruck. Und geht es nach den Verkehrsbetrieben, wird das auch noch lange so bleiben. 120 neue Dieselbusse sollen nun, wie berichtet, bis 2030 bestellt werden. „Dabei handelt es sich um einen Maximalwert, der auch unterschritten werden kann, sobald neue und praktikable Alternativtechnologien zur Verfügung stehen“, heißt es in einer Stellungnahme der IVB. Es sei davon auszugehen, dass die Anforderungen durch Elektrobusse oder solche mit Wasserstoffantrieb erst in den kommenden fünf bis sieben Jahren erfüllt werden können.
220 Kilometer elektrisch
Gut möglich, dass die IVB-Granden da weit danebenliegen. Denn bereits vor fünf Jahren, also 2015, berichtete die „Tiroler Krone“ über den Testlauf eines Elektrobusses, der mit einer Ladung 220 Kilometer zurücklegen kann (siehe Faksimile). Mit dieser Reichweite lag der E-Bus schon damals im Durchschnitt von Dieselbussen. Dass die IVB-Führung in den letzten fünf Jahren keinerlei technologischen Fortschritt erkennen kann und weitere fünf Jahre zuwarten will, zeugt nicht gerade von ausgeprägtem technischen Scharfsinn.
VP: Testbetrieb längst überfällig
„Längst überfällig“ sei in Innsbruck ein Pilotprojekt oder ein Testbetrieb für Busse mit alternativen Antriebsformen, erklärt dazu ÖVP-Stadtparteiobmann Christoph Appler. „Bei vielen europäischen Verkehrsbetrieben haben diese innovativen Testbetriebe schon Fahrt aufgenommen. So zum Beispiel hat die Münchener Verkehrsgesellschaft (MVG) im Sommer den neuen Elektrobus Lion’s City E von MAN als Test in ihre Flotte eingegliedert. Ziel der MVG ist es, in den nächsten zehn Jahren kein Dieselfahrzeug zu benutzen. Gerade durch den neuen Aktionsplan ,Green Deal‘ der Europäischen Union stehen die Chancen gut, Fördergelder für diese Pilotprojekte lukrieren zu können“, erklärt Appler und erinnert daran, dass die ÖVP eine nachhaltige und zukunftsweisende Flottenstrategie mit E- und Wasserstoffbussen von der IVB eingefordert hat, als im Sommer 2019 von den Grünen der Klimanotstand in Innsbruck ausgerufen wurde.
Liste Fritz: Mangel an Schulbussen
Überfüllte Busse zu Schulbeginn sind besonders in Corona-Zeiten ein Problem, zeigen LA Andrea Haselwinter-Schneider und LA Markus Sint von der Liste Fritz auf: „Der Weg zur Schule mit den öffentlichen Verkehrsmitteln ist für viele Schüler und Eltern in Tirol ein Nadelöhr. Zu den Stoßzeiten drängen sich die Schüler wie die Ölsardinen in den Bussen, der Babyelefant wird so schnell zum Babyhamster“, sagt LA Sint.
Füße hochgelagert?
Es sei abzusehen gewesen, dass sich die Corona-Situation in Tirol mit dem Schulbeginn noch einmal zuspitzen wird. „Wir fragen uns, was die politisch Zuständige Ingrid Felipe in dieser Zeit gemacht hat. Warum gibt es nicht rechtzeitig zum Schulstart einen Plan, wie Schüler in Tirol möglichst sicher zur Schule kommen? Die ganze Situation kommt ja nicht überraschend. Corona begleitet uns immerhin schon seit dem Frühjahr und rappelvolle Schulbusse seit vielen Jahren. Das Durchatmen in einem entspannten Öffi-Sommer hat Felipe scheinbar zum Hochlagern der Füße genützt, statt Konzepte zu erarbeiten und Probleme frühzeitig zu erkennen.“ Die Liste Fritz sieht genügend freies Wagenmaterial bei den privaten Busunternehmen. Viele hätten mit Totalausfällen durch die Corona-Krise zu kämpfen und könnten zu Stoßzeiten die Linien verstärken.
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