„Waren noch warm“

Ukrainerin muss amputierte Beine selbst entsorgen

Viral
21.09.2020 12:12

An diesem Beispiel erkennt man, dass das Gesundheitssystem in der Ukraine offenbar schwer in der Krise ist: Die Ehefrau eines Patienten, dem beide Beine amputiert wurden, musste die Gliedmaßen selbst mitnehmen und entsorgen. Die Begründung des Spitals: Die Entsorgungsanlage sei geplündert worden und die Anschaffung einer neuen sei zu kostspielig.

Die Freundin der Betroffenen machte den Fall, der sich in der Stadt Nowyj Buh ereignet hatte, publik und erzählte das unfassbare Erlebnis der nicht namentlich genannten Frau: Sie wurde schon morgens in das Spital bestellt, wo sie warten musste, bis die Operation ihres Mannes beendet war. Danach drückten ihr Spitalsmitarbeiter angeblich einen Sack in die Hand - darin befanden sich die abgetrennten Gliedmaßen ihres Gatten, berichtete die britische Zeitung „Daily Mail“.

„Sie fühlte die Wärme der Beine auf ihrer Schulter
Die Frau warf sich den schweren Sack über die Schulter, erzählt ihre Freundin Oksana Kirichishina. „Sie verließ das Spital und brach bewusstlos zusammen … Sie fühlte die Wärme der Beine auf ihrer Schulter“, führte die Frau aus. Während der Schilderungen brach die Zeugin immer wieder in Tränen aus.

Wie mehrere Medien berichteten, hatten die Betroffene und ihre Freundin sogar eine Pressekonferenz abgehalten. (Bild: Social Media)
Wie mehrere Medien berichteten, hatten die Betroffene und ihre Freundin sogar eine Pressekonferenz abgehalten.

Spitalschef: „Beseitigung ist ein teures Vergnügen“
Doch der Krankenhauschef Vladimir Lushchenko zeigte kein Verständnis für die traumatisierte Frau: Er sagte, Verwandte sollten die amputierte Gliedmaße einfach dort bestatten, wo man schließlich auch den Patienten nach seinem Ableben begraben werde. Er rechtfertigte diese Handlungsweise damit, dass die Recycling-Anlage für Körperteile von Verbrechern zerlegt und geplündert wurde: „Es ist nicht billig, sie zu ersetzen - vor zwei oder drei Jahren hätte die Installation 300.000 Hryvnia gekostet“, so Lushchenko. Das entspricht umgerechnet etwas mehr als 9000 Euro. Der Krankenhausleiter stellte abschließend fest: „Beseitigung ist ein teures Vergnügen.“

Der Fall hat wegen der öffentlichen Entrüstung die Gesundheitsverwaltung der Region zum Handeln bewegt. Es wurde eine Sonderkommission eingesetzt, die die Umstände untersuchen soll. „Die Kommission arbeitet derzeit im Krankenhaus. Nach Abschluss der Inspektion werden die Schlussfolgerungen der Kommission veröffentlicht“, teilte ein Sprecher mit.

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