SOS-Kinderdorf hat die größten Sorgen von Kindern und Jugendlichen in Bezug auf ihre Zukunft erheben lassen. Die Elf- bis 18-Jährigen fühlen sich im Stich gelassen, denn ihre größte Angst gilt auch in der Corona-Krise dem Klimawandel: 85 Prozent bangen um den Planeten. Umweltverschmutzung und Klimawandel waren die beiden meistgenannten Sorgen, unabhängig von Geschlecht, Alter, Bildungsgrad und Wohnort.
„Junge Menschen sind durch Corona mit großer Unsicherheit konfrontiert - nicht nur gesundheitlich, sondern auch am Arbeitsmarkt, in ihrer Ausbildung, im sozialen Umfeld. Umso bemerkenswerter ist es, dass Corona die Angst vor der Klimakrise nicht verdrängt hat“, sagte Christian Moser, Geschäftsführer von SOS-Kinderdorf, am Dienstag bei einem Pressegespräch in Wien.
59 Prozent sorgen sich laut der vom Institut für Jugendkulturforschung durchgeführten Umfrage, dass es in Zukunft öfter zu Pandemien kommen könnte. 78 Prozent macht aber die Umweltverschmutzung am meisten Angst, gefolgt vom Klimawandel mit 75 Prozent.
„Sind drauf und dran, unseren Planeten zu zerstören“
85 Prozent der jungen Umfrageteilnehmer finden, „wir sind drauf und dran, unseren Planeten zu zerstören“, 88 Prozent meinen: „Wir müssen jetzt beim Klima- und Umweltschutz handeln, sonst ist es zu spät.“ 72 Prozent finden, die Jungen müssten diesbezüglich die Fehler der Älteren ausbaden. Nur drei Prozent glauben nicht an den Klimawandel.
Konkret machen den Kindern vor allem schlechter werdende Luft (83 Prozent), verschwindende Wälder (80 Prozent), immer weniger Lebensraum für Tiere (79 Prozent), häufigere Naturkatastrophen (77 Prozent), kein sauberes Wasser (76 Prozent) oder immer heißere Sommer (71 Prozent) Angst. Mehr als zwei Drittel befürchten, dass sich die Folgen negativ auf ihre eigene Gesundheit auswirken.
„Nicht auf Klima- und Umweltschutz vergessen“
„Wie die Kinder und Jugendlichen darf auch die Politik während der Corona-Krise nicht auf Klima- und Umweltschutz vergessen“, forderte Moser einen „nachhaltigen Neustart“. Kein Kind solle zudem länger als zehn Minuten zur nächsten Grünfläche brauchen, auf der es sich austoben kann. Das meinen auch die Befragten: Jede bzw. jeder Zweite findet, es gebe zu wenig Platz für junge Menschen im öffentlichen Raum. In den Städten leidet demnach jedes fünfte Kind, weil es nicht genügend Grünflächen in der Umgebung gibt. 74 Prozent konstatierten, es gebe zu viele Autos, und 71 Prozent wünschten sich mehr Grünflächen in der Umgebung, ebenso viele wünschten sich mehr öffentliche Verkehrsmittel.
Mehr als 80 Prozent finden, dass Politik und Wirtschaft den Klimaschutz nicht ernst genug nehmen. 62 Prozent finden, in der Schule werde zu wenig darüber gesprochen. SOS-Kinderdorf plädierte für „Umwelt-Peers in allen Klassen“, die mit Gleichaltrigen über Klimaschutz reden und Projekte durchführen.
Rassismus und Armut weitere Themen
An dritter Stelle der Zukunftssorgen der Jugend rangiert übrigens das Thema Rassismus bzw. Ausländerfeindlichkeit (66 Prozent), gefolgt von steigender Armut (60 Prozent). Terroranschläge ängstigen 55 Prozent (Rang sechs), dass in Europa ein Krieg ausbrechen könnte 45 Prozent (Rang zehn). An elfter und letzter Stelle rangiert, „dass viele Ausländer nach Österreich kommen“ (40 Prozent).
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