Ende Juni gingen in einem Wiener Bezirk junge Männer mit Migrationshintergrund, vornehmlich in Österreich aufgewachsene Türken, mit nationalistischen Parolen auf linke Gruppen und Polizei los. Seither kann der politische Islam in Österreich nicht verleugnet werden. Weil Integration überall als zentrale Herausforderung gilt, lud ÖVP-Landeshauptmann Thomas Stelzer den Islamwissenschaftler Mouhanad Khorchide, einen gebürtigen Libanesen, nach Linz ein.
Bildung bleibt Schlüssel
„Wenn sich Jugendliche mit nationalistischen Parolen identifizieren, haben wir ein Problem“, diagnostiziert dieser. Als Ursachen nennt er Versäumnisse, auch in der Politik, etwa „bei der Ausbildung von Imamen.“ Weiters sollten nur Vereine, die „am Boden des Rechtsstaates stehen“, toleriert werden. Schlüssel zur Verhinderung von radikalen Parallelgesellschaften sei Bildung: „Das verpflichtende Vorschuljahr, Ganztagsschulen und Sozialarbeiter in Schulen wären wichtig“ - siehe auch Interview. LH Thomas Stelzer: „Wir definieren im OÖ Integrationsleitbild klare Regeln, darunter das Bekenntnis zur deutschen Sprache und Null-Toleranz für Extremismus.“
Mouhanad Khorchide (49), Leiter des neuen Dokumentationszentrums für politischen Islam in Wien, sprach mit der „Krone“ in Linz.
„Krone“: Wie gefährlich ist der politische Islam?
Mouhanad Khorchide: Wenn sich Jugendliche mit dem türkischen Präsidenten und dessen Parolen identifizieren, haben wir ein Problem. Die Instrumentalisierung der Religion als Kampfansage birgt das Risiko, dass unsere Gesellschaft zunehmend polarisiert wird.
„Krone“: Was sollte man rasch dagegensetzen?
Mouhanad Khorchide: Bildung ist für die Kinder ganz wichtig, sie müssen Deutsch lernen, regelmäßig in die Schule gehen. Das muss auch den Eltern verständlich gemacht werden. Die Bildungspolitik sollte hier klare Maßnahmen setzen.
„Krone“: Was wären klare Maßnahmen aus Ihrer Sicht?
Mouhanad Khorchide: Das verpflichtende Vorschuljahr, auch die Ganztagsschule. Es sollte auch einen neuen Beruf geben: Sozialarbeiter, ebenfalls mit Migrationshintergrund, die in Moscheen und Schulen tätig sind. Sie könnten zu Brückenbauern werden.
„Krone“: Woher kommen Sie?
Mouhanad Khorchide: Ich bin im Libanon geboren, mit 18 Jahren nach Wien gekommen. Ich bin österreichischer Staatsbürger und hier ist heute meine erste Heimat. Ich sage von mir: „Ich bin Österreicher!“
Elisabeth Rathenböck, Kronen Zeitung
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