In den ersten neun Monaten des Jahres sind um ein Drittel weniger Firmen pleitegegangen. Positive Nachricht ist das aber keine, denn die Insolvenzen wurden in der Regel nur verschleppt, kritisiert der des Kreditschutzverband (KSV) von 1870. Die Verschuldung habe sich nämlich auf 2,7 Milliarden Euro verdoppelt. Das führe zu einer nicht einschätzbaren Wettbewerbsverzerrung, die auch gesunde Unternehmen „ins Verderben“ ziehen könne. Wegen der Corona-Krise können sich Firmen derzeit länger mit dem Insolvenzantrag Zeit lassen.
Statt 3808 Insolvenzen in den ersten drei Quartalen des Vorjahres haben sich heuer erst 2583 Firmen für zahlungsunfähig erklärt. Die Zahl der betroffenen Mitarbeiter stieg aber von 12.200 auf 13.000, vermerkt der KSV1870. Karl-Heinz Götze, Leiter Insolvenz des Kreditschutzverband von 1870, fordert „die Rückkehr zu dem bewährten österreichischen Insolvenzwesen“.
Unternehmen „künstlich am Leben halten“
Die von der Regierung beschlossenen Corona-Maßnahmen würden kranke Unternehmen künstlich am Leben erhalten. Götze erwartet für 2021 massive Insolvenzen, wobei dann viele Firmen nicht mehr sanierungsfähig sein und die Gläubiger ganz leer ausgehen dürften.
Keine guten Nachrichten trotz weniger Privatinsolvenzen
Ein ähnliches Bild gibt es laut KSV1870 bei den Privatinsolvenzen, die um ein Viertel zurückgegangen sind. Hier sind auch die Verbindlichkeiten deutlich, fast um ein Drittel, auf 754 Mio. Euro gesunken. Aber auch darin sieht der Insolvenzexperte keine gute Nachricht, denn das sei „das Resultat von einem ‘Stundungsmodus‘“.
„Wir dürfen nicht den Eindruck erwecken, dass durch eine Verzögerung der Fälligkeit, die Schulden weg sind. Das einzig richtige Instrument um sich geregelt zu entschulden ist und bleibt das Privatinsolvenzverfahren“, so Götze. Er vermutet, dass die Spätfolgen des Lockdowns bei Privatinsolvenzen erst in ein bis zwei Jahren sichtbar werden.
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