Ein Juwel ist der idyllisch in einem Waldhang gelegene jüdische Friedhof von Kobersdorf. Doch weil es seit 1938 keine Juden mehr in der Gemeinde gibt, sind viele Gräber verwildert. So auch die der Urgroßeltern von Michael Bauer, dessen Familie noch rechtzeitig die Flucht vor den Nazis nach Amerika gelungen war. „Herr Bauer besuchte im vergangenen Jahr die Heimat seiner Ahnen“, schildert Johannes Reiss, Direktor des Jüdischen Museums Eisenstadt. „Kürzlich schrieb er mir ein E-Mail und bat darum, ob ich einen Steinmetzbetrieb mit der Reinigung der letzten Ruhestätte seiner Verwandten beauftragen könnte. Er würde die Kosten übernehmen“, so Reiss weiter. Doch der Museumschef hatte eine andere Idee: „Ich kontaktierte die Direktorin der Mittelschule und fragte nach, ob das nicht ein spannendes Projekt für den Unterricht wäre. Sie sagte spontan zu.“
Als Schulleiterin habe ich das Projekt unterstützt. Es ist uns als Lehrer wichtig, unseren Schützlingen auch das kulturelle Erbe ihrer Heimatgemeinde zu vermitteln.
Carina Werba, Direktorin der Mittelschule Kobersdorf.
21 Mädchen und Buben der dritten Klassen meldeten sich freiwillig für diesen „Geschichtsunterricht zum Anfassen“. Für etliche von ihnen war es der erste Besuch auf dem Friedhof. „Es ist interessant, dass es so etwas bei uns gibt, und gleichzeitig traurig, was damals passiert ist“, so eine Schülerin zur „Krone“. Es dürfte nicht die letzte Schulstunde an diesem historischen Ort gewesen sein ...
Kronen Zeitung
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