Stilikone und Muse

Chanson-Legende Juliette Greco ist tot

Die Sängerin Juliette Greco ist tot. Die französische Chanson-Legende und Schauspielerin ist am Mittwoch im Alter von 93 Jahren gestorben. Sie sei im Kreis ihrer Familie in ihrem Haus in Ramatuelle im Süden von Frankreich gestorben, hieß es in einer Mitteilung der Familie. Greco wurde in den 1950er- und 1960er-Jahren mit Liedern wie „L‘accordeon“, „La Javanaise“ und „Deshabillez-moi“ weltberühmt.

Greco hat mit ihrer dunklen Stimme die schönsten Lieder über Liebe und Leid ins Mikrofon gehaucht. Der Nachwelt hinterlässt sie Hunderte von Liedern und Interpretationen. Mit Greco ist nach Edith Piaf und Barbara (Brodi) die letzte große Chansonnette Frankreichs von der Bühne gegangen.

(Bild: AFP/Georges Bendrihem)

Jahrzehntelang hat Greco die Lieder der größten Chansonniers wie Jacques Brel und Georges Brassens interpretiert und die schönsten Texte von Schriftstellern wie Françoise Sagan, Jacques Prevert, Francois Mauriac und Albert Camus. „Si tu t‘imagines“ oder „L‘Eternel feminin“ gehörten Ende der 1940er-Jahren zu ihren großen Hits.

Wurde vom Philosophen Sartre entdeckt
Entdeckt hat sie der französische Philosoph und Existenzialist Jean-Paul Sartre in einer Kellerbar in Saint-Germain-des-Pres, dem Intellektuellen-Viertel par excellence in Paris in den 1950er-Jahren. Durch ihn wurde sie auch in die künstlerisch-intellektuelle Elite der damaligen Zeit eingeführt. So wie sie kleidete sich Greco schwarz. Blasses Gesicht, schwarze Haare und schwarze Kleider: Diesem Stil blieb sie dann ihr ganzes Leben lang treu. Die Muse von Saint-Germain-des-Pres und Lady in Black wurde die zierliche Diva deshalb auch gerne genannt.

Juliette Greco auf der Bühne des Louvre Auditorium am 5. Februar 2016.

(Bild: AFP/Francois Guillot)

Geboren wurde Greco am 7. Februar 1927 im französischen Montpellier. Ihre Kindheit verbrachte sie größtenteils bei der Großmutter und in einem Kloster, denn ihren Vater kannte sie kaum, und ihre Mutter war während des Zweiten Weltkrieges in den Widerstand getreten. Obwohl ihre Mutter und Schwester Opfer der Gestapo waren, trat sie als eine der ersten französischen Sängerinnen 1959 im Nachkriegsdeutschland auf.

War auch mit Michel Piccoli verheiratet
Nicht nur in ihren Liedern ging es leidenschaftlich und stürmisch zu. Greco war mehrmals verheiratet, darunter auch mit dem inzwischen verstorbenen Schauspieler Michel Piccoli. Zu den frühen Liebschaften gehörte der legendäre schwarze Jazz-Trompeter Miles Davis. Im Jahr 1988 heiratete sie den Pianisten Gerard Jouannest, ihren langjährigen musikalischen Begleiter.

Juliette Greco mit Michel Piccoli im März 1967

(Bild: AFP)

Ihren Abschied von der Musikwelt hatte sie gut vorbereitet. Mit einer Tournee, die sie 2015 begann, bedankte sie sich bei ihren treuen Fans. Man müsse wissen, wann der Zeitpunkt gekommen sei, aufzuhören, sagte sie. Sie singe seit 65 Jahren, das sei ein langes Arbeitsleben.