Bericht zu brisant?

Staatssekretärin zensiert “Familien und Armut”

Salzburg
04.10.2010 19:18
Familienstaatssekretärin Christine Marek hatte mit dem Kapitel über die Armutsgefährdung von Familien offensichtlich keine Freude. Die 79 Seiten wurden einfach aus dem Familienbericht hinaus geschmissen. Marek, die in Wien gerade wahlkämpft, begründete das mit "mangelnder Qualität". Dagegen wehrt sich der Salzburger Mitautor.

Die Armutskonferenz freut sich gewissermaßen. "Wäre das Kapitel nicht unterschlagen worden, wäre niemals so eine heftige Diskussion über die armutsgefährdeten Familien entstanden. So gesehen freut uns das", sagt Robert Buggler, Vorsitzender der Armutskonferenz in Salzburg. Unter anderem hat der Soziologe Nikolaus Dimmel von der Salzburger Universität am Bericht mitgearbeitet, Qualitätsmangel als Grund der „Zensur“ lässt er nicht gelten. "Was mich stört, ist, dass das Thema Armut immer noch unangenehm ist, vor allem im Wahlkampf", so Buggler. Dabei ist gerade die Armutsgefährdung der Familien in Salzburg kein kleines Problem. "Betroffen sind vor allem Alleinerziehende sowie Familien mit drei Kindern und mehr." In Zahlen: 19.500 Hauhalte in Salzburg gehören Alleinerziehern. 

Ein Drittel davon lebt unter der Armutsgrenze. Bei den kinderreichen Familien sind es 12.000 Haushalte, 20 Prozent davon unter der Armutsgrenze. "Und zirka 17.500 Kinder und Jugendliche unter 19 Jahren sind armutsgefährdet", rechnet Buggler vor. Alleine die Zahlen sind dramatisch, die dahinter steckenden Einzelschicksale noch viel mehr.

Umso unverständlicher, dass der Bericht, der auch Lösungsansätze beinhaltet, "unterschlagen" wurde. "Ich finde, man sollte über die Maßnahmen wenigstens diskutieren dürfen", fordert Buggler. 

Zu lesen ist der Bericht unter dem Link in der Infobox!

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