„Test nicht bestanden“
UNO: „Coronavirus ist weitgehend außer Kontrolle“
Mehr als 32 Millionen offizielle Coronavirus-Infektionen weltweit und fast eine Million Tote - das ist nach rund einem Dreivierteljahr Pandemie die vorläufige traurige Bilanz. UNO-Generalsekretär Antonio Guterres übte in diesem Zusammenhang scharfe Kritik am internationalen Umgang mit der Krise. „Die Pandemie ist ein eindeutiger Test für die internationale Zusammenarbeit - ein Test, den wir im Wesentlichen nicht bestanden haben“, sagte er am Donnerstag in New York. Das Virus sei „weitgehend außer Kontrolle“.
Grund dafür sei, dass es weltweit an „Vorbereitung, Kooperation, Einigkeit und Solidarität“ gefehlt habe. Wenn der Klimakrise genauso uneins und ungeordnet begegnet werde wie der Viruskrise, „dann fürchte ich das Schlimmste“, sagte Guterres.
China und USA: Ungewöhnlich scharfe Attacken im Sicherheitsrat
Die Hoffnung auf eine weltweite Einigkeit zerschlug sich dann bereits kurz darauf, als es bei einer virtuellen Sitzung des UN-Sicherheitsrates zur Pandemie zu einem ungewöhnlich scharfen Schlagabtausch der USA sowohl mit Russland als auch mit China kam. Die US-Botschafterin bei der UNO, Kelly Craft, wiederholte Vorwürfe von US-Präsident Donald Trump, China habe nicht für ausreichende Transparenz im Umgang mit dem Virus gesorgt und den Ausbruch dadurch verschlimmert.
Trump will China „zur Rechenschaft ziehen“
Auch seinen Auftritt im Rahmen der alljährlichen UNO-Generalversammlung am Dienstag hatte der wahlkämpfende Präsident zu scharfen Angriffen auf die Chinesen genützt: „Wir müssen die Nation zur Rechenschaft ziehen, die diese Seuche auf die Welt losgelassen hat - China.“
Chinas Botschafter: „USA für jedes Todesopfer allein verantwortlich“
Der chinesische UNO-Botschafter Zhang Jun wies die Anschuldigungen entschieden zurück und überzog seinerseits die USA mit scharfen Vorwürfen: „Die Vereinigten Staaten haben ein politisches Virus verbreitet“ und hätten mit ihren Vorwürfen gegen China globale Konfrontation und Spaltung geschaffen, sagte Zhang bei seiner Rede am Donnerstag. Die Trump-Regierung sei für jedes Covid-19-Todesopfer allein verantwortlich und in der Welt komplett isoliert. Probleme würden nicht gelöst, indem man andere beschuldige. „Genug ist genug, Sie haben schon genug Ärger in die Welt gebracht“, so Zhang.
In den vergangenen Monaten hatten sich die Beziehungen zwischen den USA und China auch wegen der Corona-Pandemie massiv verschlechtert. Trump hatte den Erreger SARS-CoV-2 unter anderem wiederholt als „China-Virus“ bezeichnet. Der Konflikt berührt mittlerweile fast jeden Aspekt der Beziehungen zwischen den beiden Großmächten. Das Coronavirus war zuerst in China bestätigt worden. Die meisten Toten und Infektionen gibt es inzwischen in den USA. Seit einigen Wochen melden zahlreiche Länder wieder steigende Infektionszahlen.
Kraft an Sicherheitsrat: „Schande über Sie alle!“
Botschafterin Kraft hatte auch harsche Worte an den Sicherheitsrat gerichtet, deren Mitgliedsstaaten ihre Vorträge ihrer Ansicht nach für nationale politische Zwecke missbraucht hatten: „Schande über Sie alle! Ich bin erstaunt und vom Inhalt der heutigen Diskussion angewidert. Tatsächlich bin ich ziemlich beschämt für diesen Rat.“
Der russische Außenminister Sergej Lawrow erklärte, ohne Länder namentlich zu erwähnen, die Pandemie habe Differenzen zwischen einzelnen Staaten noch verschärft. Einzelne Länder wollten mit „unliebsamen Regierungen oder geopolitischen Konkurrenten abrechnen“.
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