„Hitler-Vergleich“

Menasse-Posting gelöscht: Eigentor für Wiener ÖVP

Wien
25.09.2020 11:33

Der Wiener Wahlkampf tobt, auch im Internet - und hat dort seit Donnerstag den nächsten Aufreger. Auslöser: ein Posting des Schriftstellers Robert Menasse, in dem dieser ÖVP-Spitzenkandidat Gernot Blümel empfahl, besser „zu schweigen“. Die Wiener ÖVP löschte das Posting und zog damit erst recht den Zorn der Internetnutzerschaft auf sich.

„Es gibt kaum Wichtigeres für Österreich, als Wien wieder weiter nach vorne zu bringen“ - mit diesen Worten in einem auf Facebook veröffentlichten Imagevideo hatte sich der Wiener ÖVP-Chef Gernot Blümel den Zorn Robert Menasses zugezogen.

Der Autor stieß sich vor allem an den Wörtern „wieder“ und „vorne“. Denn so gut wie alles, was Wien heute so lebenswert mache, international bewundert und von den Wienern geliebt werde, hätte es mit Christdemokratischer bzw. ÖVP-Regierung „nicht gegeben“, schrieb Menasse und verwies dabei unter anderem auf Gemeindebauten, U-Bahn, Donauinsel und Fußgängerzonen.

Posting gelöscht
„Sie, als Vertreter einer Partei, die, zum Glück erfolglos, die Entwicklung Wiens zu einer lebenswerten und bunten Metropole bekämpft hat, wollen Wien in ein ‚vorne‘ bringen, das Sie selbst nicht genauer definieren können, das aber nach allen Erfahrungen mit Ihrer Partei näher beim Mittelalter ist als bei den Bedürfnissen der Zeitgenossen“, richtete sich Menasse an Blümel und empfahl dem Wiener ÖVP-Spitzenkandidaten abschließend, „zu schweigen“. Kurz darauf war das Posting verschwunden.

Die ÖVP Wien verweist als Betreiber von Blümels Facebook-Seite in diesem Zusammenhang auf die Netiquette. Aus Überzeugung behalte man sich vor, „beleidigende, verleumderische, rassistische und extremistische Kommentare zu löschen. Strafrechtlich relevante Inhalte, wie Morddrohungen, Hetze gegen Minderheiten etc., werden ausnahmslos der Polizei gemeldet. Aus Achtung vor dem Persönlichkeitsrecht anderer werden Screenshots und Medieninhalte von anderen Profilen ebenfalls gelöscht.“

„So was löschen wir immer“
Wie krone.at auf Rückfrage beim Pressebüro der ÖVP Wien erfuhr, störte man sich konkret vor allem an einem Sager: „Es ist ein Hitler-Vergleich drin und so was löschen wir immer“, verwies man auf Menasses Satz „Meinen Sie Zeit VOR dem roten Wien, als die Stadt einen antisemitischen Bürgermeister hatte, von dem Hitler lernte?“.

Nutzer verbreiten Menasse-Kommentar weiter
Nach dem Löschen des Original-Postings verbreiteten allerdings Dutzende Internetnutzer Menasses Streitschrift in Kommentaren und Postings auf Facebook und Twitter umso öfter als Screenshot oder Textkopie weiter - inklusive „Hitler-Vergleich“. Zahlreiche dieser Postings waren teils mehr als 20 Stunden nach ihrer Veröffentlichung am Freitagvormittag noch auf Blümels Facebook-Seite abrufbar - allzu konsequent scheint man die eigene Richtlinie offenbar nicht umzusetzen.

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