Die auf einer rund tausend Meter hohen Hügelkuppe über der Stadt Reutte gelegene heutige Burgruine Ehrenberg ist Teil einer der bedeutendsten Festungsanlagen Mitteleuropas. Ehrenberg diente nie als Adelssitz, sondern ab 1305 rein als stark bewehrte Grenzfestung. Im frühen 17. Jahrhundert veranlasste in weiser Voraussicht Erzherzog Maximilian große Umbauten an den Befestigungsanlagen. Denn einige Jahre später, mitten im Dreißigjährigen Krieg, verwüsteten schwedische Truppen das Füssener Land.
Das Außerfern bot hierbei den fliehenden Katholiken aus dem Allgäu Schutz. Die Burg Ehrenberg wurde weiter ausgebaut und mit Vorwerken verstärkt. Ein starkes protestantisches Heer griff die Ehrenberger Klause an, die aber erfolgreich verteidigt werden konnte. Aber auch im Außerfern forderte der Dreißigjährige Krieg viel an Blut und Tränen. Seuchen und Hungersnöte dominierten neben dem brutalen Umgang der Aggressoren das Leben der Bevölkerung. Genau in diese Zeit fällt nun ein zeit- und kulturhistorisch bedeutender Fund, welcher bei Sanierungsarbeiten am historischen Gemäuer gemacht wurde. Die dort Beschäftigten rund um den Architekten und „Burgenwelt Ehrenberg“-Geschäftsführer Armin Walch, fanden von der mittelalterlichen Hauptburg abwärts führend in eine erst später errichtete Vorburg einen großzügig in den Felsen geschlagenen Gang.
Für Walch ist dabei erstaunlich, dass dieser Verbindungsgang in keiner Rechnung oder Beschreibung der Burg auftaucht, obwohl im Archiv ein großer Fundus an solchen historischen Dokumenten vorhanden ist. „Ich vermute, man wollte mit keinem schriftlichen Vermerk auf diesen schnellen Verbindungsweg hinweisen“, lautet die Erklärung von Walch im Gespräch mit der „Krone“.
Derzeit lautet die wahrscheinlichste Theorie für diesen Sensationsfund, dass dieser Geheimgang in den sich überschlagenden Ereignissen der Glaubenskriege des 17. Jahrhunderts dazu angelegt wurde, um Soldaten, Verpflegung, Waffen und Munition für den Angreifer überraschend schnell und so sicher wie nur möglich an die äußeren Wehranlagen zu transferieren. Auch der renommierte deutsche Burgenforscher Joachim Zeune, der in engem fachlichen Kontakt mit Armin Walch steht, unterstützt diese These.
Für das Land Tirol stellt dieser Fund sicherlich eine hohe Relevanz dar, da die Epoche dieses Glaubenskrieges, der von 1618 bis 1648 dauerte, wenig an Greifbarem und auch Begehbarem für die Nachwelt bieten kann. Mehr zur Burg Ehrenberg unter: www.ehrenberg.at
Hubert Berger, Kronen Zeitung
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.