Keine Kontakte, keine Partys, kein Opernball: Corona stellt das Leben von Richard Lugner (87) auf den Kopf. Mit der „Krone“ spricht der Gesellschaftslöwe über seinen Krankenhausaufenthalt, einen Zehn-Millionen-Kredit, Covid-Witze und Ballnächte auf der Wohnzimmercouch.
Punkt 10.30 Uhr öffnet sich das Garagentor seiner Villa in den Grinzinger Weinbergen. Dahinter wartet Richard Lugner auf Krücken: „Hände geben darf man eh nicht.“ Begleitet von seinen Hunden Cora und Michi führt uns der Baumeister in den Wohnsalon. An den Wänden hängen Drucke von Klimt, ein Foto mit Sophia Loren, der Kaiser in Gold gerahmt und ein Pop-Art-Porträt von ihm. Mirella aus Serbien serviert Kaffee.
„Krone“: Sie waren nach einem Bruch der Oberschenkelgelenkspfanne 28 Tage im Spital. Wie geht es Ihnen?
Richard Lugner: Ich geh‘ noch auf Krücken, mache jeden Morgen und Abend brav meine Physiotherapie. Und fahr‘ auch schon wieder in die Lugner-City. Mein Garagenmeister holt mich ab. Und im Büro, wenn es keiner sieht, fahre ich dann mit dem Rollator herum. - Lacht.
Es kam auch noch zu Darmblutungen und einer Lungenentzündung. Hatten Sie Angst, an Corona erkrankt zu sein?
Eigentlich nicht. Sie kennen mich ja. Ich verdränge alles, was mir unangenehm ist. Vier Tests waren negativ.
Wie sind Sie überhaupt gestürzt?
Ich musste dringend aufs Klo, da sind mir beide Füße weggerutscht und bin mit dem Becken hart aufgeschlagen. Zuerst wollte ich mit dem Taxi ins Krankenhaus, aber dann hab‘ ich doch die Rettung gerufen. Und Glück, wie der Lugner hat, haben mich zwei bildhübsche Sanitäterinnen abgeholt.
Kommt bald ein Treppenlift?
Um Himmels willen. Nein, nein. Ich kann bald wieder Stiegen steigen.
Machen Sie noch Blutwäsche beim Arzt von Putin?
Lustig, dass Sie das fragen. Mein Arzt wollte letzten Samstag aus Dresden zu mir kommen, aber dann kam die Reisewarnung für Wien raus, also haben wir uns in St. Pölten getroffen, im Hotel. Diesmal hat es meinem Immunsystem besonders viel gebracht, ich fühle mich richtig frisch. Der Arzt sagt, es hilft auch gegen Corona. Der will das nur nicht publik machen, weil dann wieder die ganzen Schulmediziner auf ihn losgehen.
Partys, Villacher Fasching, Opernball: Alles abgesagt wegen Corona. Bricht Ihre Welt gerade zusammen?
Das Coronavirus ist eine Katastrophe! Die Lugner-City schlingert ordentlich wegen Corona, mein Umsatzverlust beträgt 20 Prozent. Ich habe einen Zehn-Millionen-Kredit aufgenommen, um das alles abzudecken, aber erst zwei Millionen gebraucht. Ein Schulkollege von mir ist an Covid-19 gestorben. Was die Absagen betrifft, es geht halt nicht anders. Der Opernball lebt vom Tanzen, und tanzen kann man derzeit nicht. Dabei hätte ich einen tollen Gast gehabt.
Wen?
Das verrate ich natürlich nicht. Ich hoffe, dass ich den Gast für 2022 buchen kann.
Wie werden Sie die Opernballnacht 2021 verbringen?
Hier auf der Couch, mit Cora und Michi. Der ORF wird bestimmt ein „Best of“ aller Opernbälle senden. Das schau ich mir an, mit Grünem Veltliner, Salami, Käse und ein paar Gurkerl. - Stolz zeigt er auf den Flat-Screen-Fernseher mit einer Diagonale von zwei Metern. - Das ist hier fast wie im Kino.
Was macht Corona mit Ihnen als Mensch?
Ich habe mich umgestellt. Ich trage Masken - in der Lugner City habe ich 200.000 gelagert - halte Abstand, desinfiziere mir die Hände. Ich trinke im Moment nur Wasser, mit einer Ausnahme habe ich seit sechs Wochen keinen Wein mehr getrunken, natürlich auch weil ich im Spital war. Und ich versuche, positiv zu bleiben. Der Körper ist letztlich eine chemische Fabrik. Beeinflussen können wir ihn nur mit dem Kopf. Wenn wir fröhlich sind, arbeitet das Werkel ganz anders als wenn wir traurig sind. Ich erzähle Ihnen einen Corona-Witz. Fragt das Kind die Mutter: Wer ist mein Papa? Sagt die Mama: Keine Ahnung, er hatte eine Maske auf.
Wer ist im Moment bei Ihnen? Zebra oder Goldfisch?
Weder noch. Ich bin im Moment allein. Nur der Dominic Heinzl hat mich mit drei Tierchen besucht. Bambi, Goldfisch und Kolibri waren bei mir.
Sind Sie wieder auf der Suche?
Ich gebe zu, dass ich gerne wieder eine fixe Partnerschaft hätte. Ich habe aber nie von mir aus gesucht, mir sind die Frauen immer zugefallen.
Gibt’s überhaupt noch Tiernamen, die frei wären?
Genügend. Es gibt ja erst zehn Tierchen. Unlängst hat eine Frau zu mir gesagt, sie wäre gern mein Tiger … Aber sie ist erst 25, das ist doch zu jung für mich.
In zwei Wochen wird in Wien gewählt: Ihre Prognose?
Der Häupl - äh der Ludwig - wird des haushoch g‘winnen. Aber die Hebein … Polizisten ohne Waffen, die sich nicht wehren können, wenn Leute mit Messern auf sie zukommen? Das Schwimmbad am Gürtel, das einen Haufen Geld gekostet hat, wo wir doch so viele Schwimmbäder haben in Wien, die ums Überleben kämpfen. Die 30er-Zonen überall: Das ist ja nur noch eine Autofahrer-Quälerei. Ich finde, Rot-Türkis mit dem Blümel könnte gut funktionieren. Das wäre ein Zugeständnis an die gebeutelte Wirtschaft.
Apropos Wirtschaft: Wird sie die Krise überleben?
Wenn es keinen zweiten Lockdown gibt, dann schon. Es gibt ja auch viel Unterstützung vom Staat. Nur denkt keiner daran, dass wir das früher oder später alle mit unserem Steuergeld auch zurückzahlen müssen.
Worum geht‘s im Leben?
Mein Motto lautet: Es zählt nur der Erfolg. Mir war‘s immer wurscht, ob ich bei einer Baustelle viel verdient habe. Hauptsache, die Aufträge waren spektakulär und alle waren zufrieden.
Was ist mit der Liebe?
Die Liebe ist schon auch wesentlich.
Aber?
Sagen wir so, die Liebe ist vielleicht vergänglicher als der Erfolg. Schauen Sie an, was ich gebaut hab: die Moschee, das Opec-Gebäude, viele andere. Alles steht noch …
Haben Sie manchmal Angst, einsam zu sterben?
Ich steh mitten im Leben, den Gedanken an den Tod verdränge ich. Ich will nicht sterben, aber dahinsiechen möchte ich auch nicht. Ein schneller, rascher Tod wäre schön.
Wie alt möchten Sie werden?
Ich bin bald 88 und denke, dass ich noch zehn Jahre schaffen könnte. Und wer weiß: Vielleicht werde ich sogar 100 wie der „Staberl“ im Dezember.
Zur Person: Mörtel liebt Bauen und Frauen
Geboren am 11. Oktober 1932 in Wien. Der Bauunternehmer und Betreiber der Lugner City bringt seit den 1990er-Jahren prominente Gäste zum Wiener Opernball - von Harry Belafonte über Sophia Loren und Pamela Anderson bis hin zu Kim Kardashian. 1998 und 2016 kandidiert er für das Amt des Bundespräsidenten. Lugner war fünfmal verheiratet, hat vier Kinder und ist mit seinen wechselnden Begleiterinnen immer wieder in den Schlagzeilen. Der bald 88-Jährige ist auch Hauptdarsteller der Doku-Soap „Die Lugners“ auf ATV.
Conny Bischofberger, Kronen Zeitung
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