Ein Salzburger agiert psychotisch, liegt am Boden. Als Polizisten eintrafen, kommt es zum Gerangel. Dabei bekommt der Mann eine Dienstwaffe in die Hand. Es fallen Schüsse. Der Mann und ein Beamter werden getroffen, sie überleben. Die „Krone“ berichtete über den Vorfall Ende Juni in Salzburg-Leopoldskron. Nun, drei Monate später, sagt der Anwalt des Mannes: Nur die Beamten hätten abgedrückt. Und er äußert Kritik am Einsatzverhalten der Polizisten.
Viele Fragen wirft der Vorfall vom 26. Juni vor einem Wohnhaus im Salzburger Stadtteil Leopoldskron auf. Fakt ist: An jenem Vormittag agierte ein Salzburger (36) aufgrund des Konsums von Suchtgift psychotisch. Er fiel gegen 5 Uhr vom Vordach seines Wohnhauses auf den Asphalt, brach sich dabei das Fersenbein. Ein Angehöriger verständigte die Einsatzkräfte.
Eine Polizeistreife kam zum Ort des Geschehens. Laut der Polizei erkundigten sich die Beamten nach dem Zustand des Mannes. Dabei soll der 36-Jährige handgreiflich geworden sein, er soll einem Polizisten sogar den Gürtel samt Holster und Dienstwaffe entrissen haben. Und dann soll er auch mehrere Schüsse abgefeuert haben. Aus diesem Grund habe der zweite Beamte das Feuer erwidert, heißt es. Pistolenkugeln trafen den Salzburger in die Brust, und erwischten einen Polizisten am Arm. Ein Projektil blieb sogar im Funkgerät des Beamten stecken, das er an der Brust getragen hatte.
Einsatz war „nicht professionell“
Seit drei Monaten wird deshalb gegen den Salzburger wegen des Verdachts des versuchten Mordes ermittelt - er befindet sich in U-Haft. Sein Verteidiger Kurt Jelinek hegt Zweifel und erhebt Kritik am Einsatzverhalten der Polizisten: „Das war alles andere als professionell.“ Nicht nur seien Dienstvorschriften verletzt worden, laut Jelinek habe das Verhalten den Vorfall erst ausgelöst. „Mein Mandant war schwer verletzt, psychotisch und unbewaffnet. Seine Familie wollte nur, dass er in die Klinik gebracht wird.“
Polizist könnte Kollegen angeschossen haben
Jelinek glaubt, dass sein Mandant gar nicht geschossen habe. So finden sich DNA-Spuren des Mannes nur am Griff der Dienstpistole, nicht aber am Abzug oder am Schlitten der Waffe. Zudem sollen zehn Schüsse gefallen sein. Unklar ist, aus welcher Waffe. Der Anwalt vermutet „Friendly Fire“: Demnach hätte ein Beamter den Kollegen unabsichtlich angeschossen. Merkwürdig seien zudem die Erinnerungslücken der Polizisten.
Gutachten beantragt
Es sei „zu früh, um die bisherigen Ermittlungsergebnisse zu beurteilen“, heißt es von der Staatsanwaltschaft. Erwartet werde noch ein Gutachten über die Zurechnungsfähigkeit. Jelinek dagegen beantragt nun ein Gutachten aus dem Bereich der Ballistik.
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