Für mehr Tierwohl

Neuer Ratgeber: „Augen auf beim Milcheinkauf!“

Tierecke
31.05.2024 15:50

Ein aktueller Ratgeber der Tierschutzombudsstelle Wien zeigt, wie Kühe hierzulande leben. 35 der in Österreich verbreiteten Gütezeichen und Markenprogramme im Milchbereich sind auf ihre Vorgaben fürs Tierwohl hin überprüft worden – mit durchwachsenem Ergebnis!

Pro Kopf werden 77 Liter Milch jährlich getrunken und weitere 37 Kilogramm in Form von Käse, Obers, Butter und anderen Milchprodukten verzehrt.

Die Tierschutzombudsstelle Wien (TOW) hat nachgeschaut: Für den Einkaufsratgeber „Augen auf beim Milcheinkauf“ sind die gängigen österreichischen Gütesiegel sowie Markenprogramme mit speziellen Tierwohl-Kriterien kritisch unter die Lupe genommen worden.

Die Analyse
In der Werbung werden uns oft Bilder von Kühen auf saftigen Almwiesen präsentiert. Doch dieses Bild entspricht leider nicht immer der Realität in den Betrieben.

35 Gütesiegel und Markenprogramme hat die TOW im Hinblick auf ihre Tierwohl-Vorgaben analysiert, darunter beispielsweise AMA, Bio Austria, Fair zum Tier oder „Ja! Natürlich“. Der Ratgeber erklärt ausführlich alle Mindest- und Biostandards in der Rinderhaltung. Die Bewertung erfolgte in sechs Stufen (0-6). Für die Einstufung wurden folgende Kriterien angeschaut:

(Bild: stock.adobe.com)
  • Verpflichtende Laufstallhaltung
  • täglicher Zugang zu Freigelände
  • verpflichtender Weidegang
  • Wie sieht es mit der Enthornung aus?
  • Artgemäße Fütterung
  • tiergerechte Zuchtziele für eine Abkehr von der Hochleistungskuh

„Die gesetzlichen Vorgaben für die Tierhaltung stellen lediglich Mindeststandards, aber längst kein Tierwohl dar. Für ein möglichst artgemäßes Leben der Milchkühe sind diese zu wenig“, erläutert Eva Persy, Leiterin der Tierschutzombudsstelle Wien. 

Zitat Icon

Die „Krone“-Tierecke setzt sich mit ganzer Kraft dafür ein, dass es permanente Anbindehaltung in Österreich nicht mehr gibt. Das ist mir ein Herzensanliegen!

(Bild: krone.tv)

Maggie Entenfellner, Ressortleitung „Krone“-Tierecke

Ergebnis mag manchen überraschen
Das Ergebnis der Analyse könnte den ein oder anderen Konsumenten überraschen. Denn nicht alle Gütesiegel und Markenprogramme spiegeln den gestiegenen Wunsch nach mehr Tierwohl wider.

„Frustrierend ist, dass bei dem in Österreich bekanntesten Gütesiegel in seiner Standardvariante keinerlei Verbesserungen für die Tiere zu erkennen sind. Dabei würde aufgrund der enormen Verbreitung des Programms jeder kleine Fortschritt für ein Mehr an Tierwohl bei Tausenden Tieren führen“, sagt Persy.

So erhielt beispielsweise das AMA-Gütesiegel 0 von 6 Punkten, einzig „Ja! Natürlich“ schaffte alle sechs, mit über den BIO-Mindeststandard hinausgehenden Regelungen.

All jene, die zwei Drittel aller Kriterien erfüllt haben, sehen Sie in unserer Grafik – 13 von 35!

(Bild: Krone KREATIV/Tierschutzombudsstelle Wien (TOW))

Was können Sie tun, um eine tierfreundliche Milchkuhhaltung zu unterstützen?

  • Sich gegen qualvolle Haltungsbedingungen einsetzen
  • Informieren Sie sich beim Kauf von Milchprodukten über die Haltungsbedingungen und greifen Sie zu Produkten, bei denen auf Tierwohl geachtet wird
  • Bevorzugen Sie stattdessen Produkte, die tierfreundlich und/oder biologisch produziert wurden
  • Versuchen Sie, Ihren Milchkonsum einzuschränken
  • Kaufen Sie mehr pflanzliche Alternativen wie Hafer- oder Reismilch oder daraus hergestellte Produkte. Es gibt mittlerweile eine große Auswahl an pflanzlicher „Milch“, „Joghurt“ oder „Käse“.
  • Fragen Sie in Restaurants und Cafés auch nach der Herkunft der verwendeten Milch oder nach pflanzlichen Alternativen. Viele Restaurants bieten zum Beispiel pflanzliche Milch anstelle von Kaffeesahne an – oder wären bereit, diese in das Angebot aufzunehmen, wenn eine ausreichende Nachfrage besteht.

Mit dem Einkaufsführer bekommen Konsumenten ein praktisches Werkzeug, um eine bewusste Kaufentscheidung für mehr Tierschutz treffen zu können. Der größte Hebel für eine bessere Tierhaltung liegt jedoch ganz klar bei strengeren gesetzlichen Bestimmungen. 

Die vollständige Analyse und Beschreibung der einzelnen Gütezeichen und Markenprogramme finden Sie hier.

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