IWF schlägt Alarm
Angst vor brutalem Krieg der Weltwährungen
Der IWF-Chef verwies auf den Währungsstreit der Industrienationen mit China und Eingriffe am Devisenmarkt in Asien und Südamerika. Schwellenländer versuchten, sich mit geldpolitischen Maßnahmen gegen starke ausländische Investitionsflüsse und die Verteuerung ihrer Währungen zu wehren. "Ich denke, dass das keine gute Idee ist", sagte Strauss-Kahn. Europa und die USA werfen unter anderem China vor, seine Währung künstlich niedrig zu halten und damit die heimische Wirtschaft zu subventionieren.
Der deutsche Wirtschaftsminister Rainer Brüderle will in der kommenden Woche bei seiner China-Reise den Wert des Yuans thematisieren. Er glaube aber nicht, dass China seine Wechselkurspolitik rasch ändern werde. US-Finanzminister Timothy Geithner bekräftigte seine Forderung an starke Exportnationen, eine Aufwertung ihrer Währungen zuzulassen.
"Währungen werden als politisches Druckmittel benutzt"
Strauss-Kahn kritisierte, es breite sich die Idee aus, dass Währungen als politisches Druckmittel genutzt werden könnten. Wenn Staaten versuchten, mit Hilfe der Währung den heimischen Aufschwung anzukurbeln, sei die Stabilität der Weltwirtschaft längerfristig in ernster Gefahr.
Geithner sagte, Staaten mit großen Handelsbilanzüberschüssen müssten eine Aufwertung ihrer Währungen zulassen. Andernfalls würden andere Länder nachziehen, sagte er in einer Rede. Geithner bekräftigte die Forderung der USA, dass exportstarke Nationen die Binnennachfrage ankurbeln sollten.
China zeigte sich unbeeindruckt. Bei einem Besuch in Brüssel wies Ministerpräsident Wen Jiabao Forderungen aus der EU nach einer Aufwertung des Yuans zurück und begründete dies mit der Sorge vor sozialen Unruhen in seinem Land. Dies könne für die Stabilität in der Welt ernste Konsequenzen haben.
Japan versucht, starken Yen gezielt zu schwächen
Zuletzt sorgten die Notenbanken der USA und Japans für große Bewegungen an den Devisenmärkten. Die Bank of Japan intervenierte im September zum ersten Mal seit Jahren, um den Yen gezielt zu schwächen. Die asiatische Leitwährung ist derzeit so stark wie lange nicht mehr und eine Belastung für die Exportwirtschaft Japans. Die Ankündigung der Fed, bei einer weiteren Abschwächung der US-Konjunktur noch mehr Geld in die Wirtschaft zu pumpen, setzt auf der anderen Seite den Greenback seit Wochen unter Druck. Am Devisenmarkt fiel der Dollar am Mittwoch auf den tiefsten Stand seit fast neun Monaten.
Europa und USA lösten das Währungschaos aus
Hauptschuldige an dem weltweiten Währungschaos sind nach Ansicht des US-Starökonomen und Nobelpreisträgers Joseph Stiglitz Fed und Europäische Zentralbank (EZB). Die von ihnen mit ihren Anti-Krisenmaßnahmen ausgelöste "Liquiditätsflut" destabilisiere die globalen Devisenmärkte, sagte Stiglitz in New York.
Da der IWF von den USA dominiert wird, erwartet kaum jemand, dass bei der Jahrestagung des Währungsfonds und der Weltbank am Wochenende in Washington etwas gegen den Abwertungswettlauf am Devisenmarkt unternommen wird. Das Thema steht aber bei den Beratungen von Regierungsvertretern und Notenbankern ganz oben auf der Tagesordnung.
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