Die Staatsanwaltschaft ermittelt bereits seit geraumer Zeit rund um die Handhabe der Anti-Coronavirus-Maßnahmen sowie die Vertuschungsvorwürfe in Tirol. Die Ermittlungen zur Causa Ischgl konzentrieren sich inzwischen auf vier Personen. Sie werden in dem Verfahren als Beschuldigte geführt.
Betroffen sind laut einem ORF-Bericht der Ischgler Bürgermeister Werner Kurz und auch der Landecker Bezirkshauptmann Markus Maaß. Zudem werde gegen zwei Mitarbeiter der Bezirkshauptmannschaft Landeck ermittelt. Der Tatvorwurf in allen Fällen lautet auf vorsätzliche oder fahrlässige Gefährdung von Menschen durch übertragbare Krankheiten.
10.000 Seiten Beweismaterial geprüft
Die Ermittlungen hätten sich nach Prüfung der in mehr als 10.000 Seiten Beweismaterial dokumentierten Abläufe nunmehr konkretisiert, hieß es. Insbesondere werde die Umsetzung von Verordnungen in Bezug auf Verkehrsbeschränkungen in Ischgl, die zur plötzlichen Ausreise Hunderter Urlaubsgäste führten, bzw. die Quarantäne im Paznaun näher geprüft. Laut Staatsanwaltschaftssprecher Hansjörg Mayr gebe es verschiedene Versionen, wann die Verordnungen in Kraft getreten sind, wie sie verlautbart wurden und wie damit umgegangen wurde.
In Ischgl war es zu einem größeren Ausbruch des Coronavirus gekommen. Die ersten Fälle waren Anfang März bekannt geworden, die Ansteckungen sollen vor allem in Après-Ski-Lokalen passiert sein. Den Behörden wurde vorgeworfen, zu spät und nicht umfassend genug reagiert zu haben. Der Verbraucherschutzverein (VSV) brachte eine Sachverhaltsdarstellung bei der Staatsanwaltschaft Innsbruck ein, die sich unter anderem auch gegen Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP), Landesrat Bernhard Tilg (ÖVP), Landessanitätsdirektor Franz Katzgraber, Bürgermeister und Seilbahngesellschaften richtete.
Bericht der U-Kommission am 12. Oktober
Mehr als 6000 Tirol-Urlauber aus 45 Staaten hätten sich beim VSV als Geschädigte gemeldet. Die Anklagebehörde leitete daraufhin wegen des Verdachts der Gefährdung von Menschen durch übertragbare Krankheiten ein Ermittlungsverfahren, zunächst gegen Unbekannt, ein. Zudem wurde eine Untersuchungskommission unter dem Vorsitz des ehemaligen OGH-Vizepräsidenten Ronald Rohrer eingerichtet. Deren Bericht soll am 12. Oktober präsentiert werden. Eine Antikörperstudie der Medizinischen Universität Innsbruck zeigt indes, dass 42,4 Prozent der Ischgler Bevölkerung bereits eine Infektion mit dem Coronavirus durchgemacht haben dürften.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.