Das erste TV-Duell
Trump gegen Biden: Die Höhepunkte im Video
Die hitzig geführte Debatte zwischen US-Präsident Donald Trump und seinem Herausforderer Joe Biden am Dienstag war weniger von Inhalten, dafür mehr von Wortgefechten gezeichnet. Die Kontrahenten schenkten einander bei ihrem ersten TV-Wahlduell nichts - besonders der Amtsinhaber fiel Biden und dem Moderator oft ins Wort. Die Zuschauer waren vom rauen Ton nur mäßig begeistert - vier von fünf gaben in einer Umfrage des Senders CBS an, diesen als negativ empfunden zu haben.
Die Mehrheit der US-Amerikaner war nach der Fernsehdebatte vor allem eines. Genervt. 69 Prozent gaben an, die Diskussion habe sie verärgert, nur jeder Dritte fühlte sich davon unterhalten. Magere 17 Prozent meinten, die Sendung sei informativ gewesen. 83 Prozent der Befragten empfanden den Ton als negativ. 48 Prozent sahen Biden als Sieger der Debatte, 41 Prozent meinten, Trump sei der Gewinner des Duells gewesen.
Beschimpfungen standen bei dem Duell an der Tagesordnung. So warfen einander beide Gesprächspartner beim Thema Gesundheitswesen vor, keine Ahnung zu haben. Als Trump seinen Herausforderer mehrmals unterbrach, forderte ihn dieser genervt auf: „Halten Sie doch die Klappe.“ Um schließlich zu erklären: „Haben Sie eine Ahnung, was dieser Clown tut? Er bietet keine Hilfe für Menschen an, die medizinische Versorgung benötigen.“
Haben Sie eine Ahnung, was dieser Clown tut?
Joe Biden
Trump lobt sich selbst für sein Corona-Management
Ahnungslosigkeit unterstellte Biden später in Bezug auf das Coronavirus. Der Präsident habe in der Pandemie „keinen Plan“ und sollte „aus seinem Bunker und vom Golfplatz“ kommen. Der Ex-Vizepräsident zog Trump auch mit seiner Aussage auf, man solle sich gegen den Erreger Desinfektionsmittel spritzen. „Übrigens, vielleicht können Sie etwas Bleichmittel in Ihren Arm injizieren“, erklärte Biden. Trump dagegen behauptete, China habe die Schuld am Ausbruch des Virus und er selbst habe „großartig“ reagiert, indem er das Land geschlossen habe. Unter Biden dagegen wären die USA „weit offen“ gewesen. Er warf seinem Kontrahenten außerdem Lügen und Panikmacherei vor.
Übrigens, vielleicht können Sie etwas Bleichmittel in Ihren Arm injizieren.
Joe Biden
Biden: Schwarze besonders hart von Coronavirus betroffen
Biden betonte außerdem, dass das Coronavirus besonders die schwarze Community betroffen habe - einer von 1000 Afroamerikanern sei daran gestorben, bis Jahresende könnte es einer von 500 sein. „Schert sich dieser Mann überhaupt darum? Dieser Mann hat praktisch nichts getan“, stellte Biden fest. Trump entgegnete auf diese Vorwürfe: „Sie haben die schwarze Gemeinschaft etwa genauso schlecht behandelt wie jeder andere in diesem Land.“ Außerdem warf der Amtsinhaber seinem Herausforderer vor, nichts gegen die Unruhen während der Proteste gegen Rassismus und Polizeibrutalität getan zu haben: „Die Menschen in diesem Land wollen und fordern ,law and order‘. Und Sie haben Angst, das überhaupt zu sagen.“
Die Menschen in diesem Land wollen und fordern "law and order". Und Sie haben Angst, es überhaupt zu sagen.
Donald Trump
Auf die Frage des Moderators, ob Trump die Gewaltbereitschaft der „White Supremacy“-Bewegung und anderer militanter Gruppen ablehne, erklärte dieser: „Ich würde sagen, fast alles, was ich sehe, kommt vom linken Flügel, nicht von rechts ... Ich bin bereit, alles zu tun. Ich will Frieden sehen.“ Als Biden eine konkrete Stellungnahme in Bezug auf die rechte neofaschistische Gruppe Proud Boys einforderte, entgegnete Trump: „Proud Boys, haltet euch zurück und haltet euch bereit.“
Proud Boys, haltet euch zurück und haltet euch bereit.
Donald Trump
Trump denkt, dass Briefwahlunterlagen „verkauft“ werden
Erneut stellte Trump in den Raum, dass die Wahl manipuliert werden könnte: „Ich fordere meine Anhänger auf, in die Wahllokale zu gehen und sehr genau zuzusehen.“ Besonders bei der Briefwahl zeigte er sich skeptisch: Es gebe bereits jetzt beim Verschicken der Briefwahlunterlagen Betrug. Wahlunterlagen würden „verkauft, in Flüsse geworfen“, sagt er. „Das wird ein Betrug sein, wie Sie ihn noch nie gesehen haben.“ Wenn er bemerke, dass Zehntausende von Stimmzetteln manipuliert werden, könne er da nicht mitziehen.
Das wird ein Betrug sein, wie Sie ihn noch nie gesehen haben.
Donald Trump zur Briefwahl
Trumps Verhältnis zu Russland war ebenfalls Thema in der Debatte: „Er ist Putins Welpe“, meinte Biden. Der Amtsinhaber wurde ebenfalls persönlich, als er Bidens Sohn Hunter unlauteres Verhalten im Zusammenhang mit einem Aufsichtsratsposten bei einem ukrainischen Gaskonzern vor einigen Jahren unterstellte. Der Herausforderer lehnte dieses Thema ab. Er rede ja auch nicht über Trumps Familie, obwohl es zu dieser viel zu sagen gebe.
CNN-Moderator: „Es war eine Schande“
Der Großteil der Medien stellt der Debatte ein vernichtendes Zeugnis aus. „Chaotisch“ und „aggressiv“ sind noch die harmloseren Bezeichnungen, mit der das Duell kommentiert wurde. „Das ist die schlechteste Debatte, die ich je gesehen habe“, so CNN-Moderator Jake Tapper. „Es war eine Schande, und es ist in erster Linie Trump zuzuschreiben, der die ganze Zeit damit verbrachte, zu unterbrechen und sich nicht die Regeln, denen er zugestimmt hatte, zu halten.“
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