Söldner-Vorwürfe

Armenien warnt vor „zweitem Syrien“ im Kaukasus

Ausland
01.10.2020 17:10

Im Krieg um die Konfliktregion Berg-Karabach hat Armenien vor einem Flächenbrand unter Beteiligung internationaler Terrororganisationen gewarnt. Aserbaidschan und die Türkei kämpften mithilfe islamistischer Terroristen gegen die Armee der selbst ernannten Republik Berg-Karabach und Armenien, schrieb Regierungschef Nikol Paschinjan am Donnerstag auf Facebook. Gleichzeitig warnte Armeniens Präsident Armen Sarkissjan vor einem „zweiten Syrien“.

Armenien wirft der Türkei und Aserbaidschan seit Tagen vor, Tausende Söldner aus den Kriegsgebieten Syrien und Libyen bei den Kämpfen um das christlich geprägte Berg-Karabach einzusetzen. Die armenische Armee kämpfe nun gegen den internationalen Terrorismus, so Paschinjan.

Zuvor hatte das russische Außenministerium bestätigt, Hinweise auf den Einsatz von Söldnern illegaler Terrororganisationen zu haben. Russland forderte den Abzug der Islamisten. Am Rande des EU-Sondergipfels in Brüssel gab Frankreichs Präsident Emmanuel Macron in einem Statement an Journalisten an, ebenfalls über „Beweise“ für den Einsatz von syrischen Söldnern in Berg-Karabach zu verfügen.

Französische Journalisten durch Schüsse verletzt
Macron muss sich nun auch um zwei verletzte französische Journalisten kümmern. Die beiden „Le Monde“-Mitarbeiter sollen armenischen Angaben zufolge in der Stadt Martuni durch Schüsse verletzt worden sein. Der französische Präsident will die beiden nun mit einem Jet aus dem Konfliktgebiet holen lassen. Eine Maschine mit medizinischer Ausstattung stehe zum Start bereit.

In Aserbaidschan wiederum sprach die Generalstaatsanwaltschaft von schwerem Feuer von armenischer Seite auf dicht besiedelte Ortschaften. Seit Beginn der Kämpfe am Sonntag seien 16 Zivilisten getötet und 55 verletzt worden. Angaben zu getöteten Soldaten gab es nicht. Armenien teilte mit, dass es bisher mehr als 120 Tote gegeben habe - in der Mehrzahl Soldaten.

Macron, Putin und Trump verurteilen Gewalt in gemeinsamer Erklärung
In einer gemeinsamen Erklärung haben Macron und die Präsidenten der USA und Russlands, Donald Trump und Wladimir Putin, die militärische Gewalt in der Konfliktregion verurteilt. Sie forderten am Donnerstag die sofortige Einstellung der Kampfhandlungen und die Rückkehr zur Waffenruhe, wie der Kreml mitteilte. Die drei Staatschefs forderten die Konfliktparteien Armenien und Aserbaidschan auf, diplomatische Verhandlungen aufzunehmen. Für eine Waffenruhe sollten von den beiden seit Jahrzehnten verfeindeten Nachbarstaaten keine Vorbedingungen gestellt werden. Zugleich äußerten Trump, Macron und Putin Trauer um die Opfer des Konflikts und sprachen den Angehörigen ihr Beileid aus.

Es verdichten sich die Anzeichen für einen Einsatz islamistischer Kämpfer in im Berg-Karabach-Konflikt. (Bild: APA/AFP/AAREF WATAD)
Es verdichten sich die Anzeichen für einen Einsatz islamistischer Kämpfer in im Berg-Karabach-Konflikt.

Erdogan kritisiert Russland, USA und Frankreich
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan wiederum lehnt eine Beteiligung Russlands, der USA und Frankreichs an der Suche nach einer Lösung für den Konflikt im Kaukasus ab. „Da die USA, Russland und Frankreich dieses Problem seit 30 Jahren vernachlässigt haben, ist es unannehmbar, dass sie an den Bemühungen für eine Waffenruhe beteiligt werden“, sagte Erdogan am Donnerstag im Parlament in Ankara.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan mit dem aserbaidschanischen Präsidenten Ilcham Alijew (Bild: APA/AFP/ADEM ALTAN)
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan mit dem aserbaidschanischen Präsidenten Ilcham Alijew

Gegenseitige Schuldzuweisungen
Der Konflikt war am Sonntag wieder aufgeflammt. Beide Seiten berichteten von Beschuss und schwerem Artilleriefeuer. Es handelt sich um die schwerste Eskalation seit Jahren. Das verarmte Armenien und das reiche Aserbaidschan geben sich gegenseitig die Schuld an den neuen Kämpfen. In beiden Ländern gilt das Kriegsrecht.

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