Trump & Co. infiziert

Fest im Weißen Haus wurde zu Corona-Hotspot

Ausland
03.10.2020 16:35

Kein Abstand, keine Masken und beste Stimmung - ein Fest im Weißen Haus zur Vorstellung von Coney Barrett als Kandidatin für den vakanten Richterposten am US-Höchstgericht kristallisiert sich immer mehr als Hotspot für Corona-Infektionen heraus. Insgesamt dürften sich dort zumindest sechs Personen angesteckt haben - auch Donald Trump und seine Ehefrau Melania.

Der US-Präsident wurde ja mittlerweile per Helikopter in ein Militärspital eingeliefert. Bei den Feierlichkeiten mit mehr als 100 Gästen im Rosengarten des Weißen Hauses dürften sich auch die frühere Beraterin von Donald Trump, Kellyanne Conway, die beiden republikanischen Senatoren Mike Lee und Thom Tillis sowie John Jenkins, der Präsident der Notre-Dame-Universität, an der Coney Barrett studiert und unterrichtet hat, infiziert haben.

Trügerische Sicherheit machte Fest zu „Superspreader-Event“
Die Gäste des Festes mussten bei der Ankunft Masken tragen und einen Corona-Schnelltest machen. Dann wurden sie in einen Raum geleitet, wo sie auf das Ergebnis warten mussten. Nach kurzer Zeit wurden sie informiert, dass alle Tests negativ ausgefallen seien, und durften die Masken abnehmen.

Obwohl bekannt ist, dass diese Schnelltests nicht besonders zuverlässig sind, dürfte diese Praxis im Weißen Haus für eine trügerische Sicherheit unter den Gästen gesorgt haben. Es wurden fleißig Hände geschüttelt, auf Schultern geklopft - niemand hielt sich mehr an irgendeine Regel. Und so wurde das Fest offenbar zum „Superspreader-Event“ mit noch gar nicht abschätzbaren Folgen.

Donald Trump, mit 74 Jahren und Übergewicht eindeutig ein Risikopatient, wird jedenfalls mittlerweile im Walter-Reed-Militärspital in der Nähe von Washington mit einem regelrechten Medikamenten-Cocktail behandelt. Neben dem von einem Österreicher entwickelten Ebola-Medikament Remdesivir bekommt er Zinktabletten, Vitamin D, das Magenmittel Famotidin, das Schlafhormon Melatonin sowie Aspirin verabreicht. Außerdem erhielt er eine Dosis eines neuartigen, noch nicht offiziell zugelassenen Antikörper-Cocktails, eine experimentelle Behandlungsmethode.

Berichten US-amerikanischer Medien zufolge leide er unter Ermüdungserscheinungen. Aber auch von „Fieberschüben“ war die Rede. „Das ist ernst“, sagte dazu ein namentlich nicht genannter Präsidentenberater. Es gebe die Sorge, dass der Zustand des US-Präsidenten sich rasch verschlimmern könne, hieß es im TV-Sender CNN.

US-Präsident Donald Trump und First Lady Melania (Bild: AFP)
US-Präsident Donald Trump und First Lady Melania

Kommentar: „Superhelden“
Sei es „Captain America“, „Superman“, „Batman“ oder wie sie alle heißen - die amerikanische Filmindustrie strotzt nur so vor lauter „Superhelden“, ewigen Siegern im Dienste des Guten, denen nichts und niemand etwas anhaben kann. Aber das ist alle nicht nur Kino, es sagt auch etwas aus über das Selbstverständnis dieser Nation, das Selbstverständnis vieler Menschen, die dort leben.

Allen voran US-Präsident Donald Trump. Mit seinem Narzissmus und seinem übersteigerten Selbstbewusstsein verbreitete er genau diesen Superheldenmythos, der in Hollywood die Kassen klingeln lässt. Und er kam damit sehr gut an bei seinen Fans, die wohl auch das Gefühl hatten, etwas von Trumps „Superkraft“ würde sich auch auf sie selbst übertragen.

„Superhelden“ brauchen natürlich auch keine Masken, sie müssen sich nicht an Abstandsregeln halten. Schließlich kann ihnen auch das Virus nichts anhaben.

Alle anderen sind natürlich Schwächlinge. In erster Linie natürlich Joe Biden, der demokratische Herausforderer von Donald Trump bei der Präsidentschaftswahl. „Joe war schwach, sehr schwach. Er hat gejammert“, sagte Trump noch nach dem TV-Duell mit Biden. Wenige Stunden später wurde Trump positiv auf das Virus getestet. „Sleppy Joe“ Biden hingegen negativ.

Spätestens mit seiner Einlieferung in ein Militärspital hat Trump wohl seinen „Superhelden“-Status eingebüßt. Wie sich das auf die Wahl auswirkt, wird wohl auch am weiteren Krankheitsverlauf liegen.

Christian Hauenstein, Kronen Zeitung

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