Die Corona-Pandemie führt zu einem Kahlschlag in der Kinobranche: Die vorübergehende Schließung aller Cineworld-Kinos in Großbritannien und den USA kostet rund 45.000 Mitarbeiter ihre Jobs. Am Donnerstag zieht der weltweit zweitgrößte Kinobetreiber nach AMC die Vorhänge in 536 Lichtspielhäusern in den USA und 127 in Großbritannien zu. Es gebe keine Alternative, sagte Firmenchef Mooky Greidinger zu Sky News. „Aus Liquiditätssicht verlieren wir mehr Geld, wenn wir offen haben.“ Die Schließung sichere die Zukunft des Unternehmens.
Cineworld, das in der ersten Jahreshälfte einen Vorsteuer-Verlust von rund 1,4 Milliarden Euro einfuhr, begründete den Schritt auch mit fehlenden Filmpremieren, die es noch schwerer machten, angesichts der Hygiene- und Abstandsregeln die Kinosäle zu füllen. Erst am Wochenende war die Premiere des neuen James-Bond-Films „Keine Zeit zu Sterben“ erneut verschoben worden - diesmal auf Frühjahr 2021 und damit ein Jahr später als geplant. Greidinger betonte, die Banken stünden hinter dem Unternehmen, und äußerte zugleich die Hoffnung auf Unterstützung durch den Staat.
Cineworld beschäftigt rund 37.500 Menschen in den USA, Großbritannien und Mitteleuropa. Von den Schließungen sind allerdings auch Reinigungskräfte und das Sicherheitspersonal betroffen. Greidinger sagte, die Wiedereröffnung könne in zwei Monaten oder später erfolgen. Da momentan die Infektionszahlen in vielen Ländern wieder steigen und strengere Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie zur Folge haben, ist die Furcht groß, dass auch die wenigen Kinogänger wegbleiben. Vor allem, weil keine Kassenschlager rausgebracht werden, die Menschen trotz der Regeln ins Kino locken.
Blockbuster spülen Hunderte Millionen Dollar in die Kinokassen
Der neue 007-Streifen sollte eigentlich schon im Frühjahr laufen. Wegen der Kinoschließungen wurde der Start dann auf November verschoben und am Freitag noch einmal auf Anfang April 2021. Blockbuster wie James Bond können Hunderte Millionen Dollar in die Kassen spülen. „Skyfall“ von 2012 brachte weltweit über eine Milliarde Dollar ein, 880 Millionen Dollar waren es bei „Spectre“ 2015.
Einer der wenigen möglichen Kassenschlager in diesem Jahr ist nun noch „Wonder Woman 1984“, der am Heiligen Abend in die Kinos kommen soll. Fortsetzungen von „Top Gun“ mit Tom Cruise oder der erfolgreichen Reihe „Fast & Furious“ wurden ebenfalls auf Frühjahr verlegt. Einige neue Filme wurden erst gar nicht in Kinos gezeigt, sondern waren im heimischen Wohnzimmer über Streamingdienste wie Netflix oder Amazon Prime abrufbar. Disneys „Mulan“ feierte seine Premiere beim konzerneigenen Streaminganbieter Disney+.
„Unser Problem ist, dass wir keine Filme haben“
„Unser Problem ist, dass wir keine Filme haben“, fasst der Chef der Cinemaxx-Mutter Vue, Tim Richards, zusammen. Dies setze vor allem auch kleinen und mittelständischen Kinobetreibern zu. Analystin Susannah Streeter vom Finanzdienstleister Hargreaves Lansdown stimmt da nicht ganz zu: „Bond ist hier nicht der Schurke. Die Ausbreitung von Covid-19 rund um den Globus ist für die Industrie zum Horrorfilm geworden.“
Erst vergangene Woche hatte der Unterhaltungskonzern Disney angekündigt, rund 28.000 Mitarbeiter zu entlassen - ein Großteil davon in den US-Themenparks.
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