Bernadette Schilds erstes Saisonziel im Corona-Winter sind die Slaloms in Levi. Voraussichtlich wird die Salzburgerin aber schon nächste Woche im Sölden-Riesentorlauf ihr Renn-Comeback geben. Und damit dort, wo sie sich vor einem Jahr im zweiten Durchgang das Kreuzband im rechten Knie gerissen hat. Für Schild ist das kein Grund, nicht anzutreten. Vielmehr startet sie als mittlerweile 30-Jährige mit der Hoffnung in ihre zweite Ski-Karriere, dass das Beste noch kommen möge.
Man würde es der „kleinen“ Schild wahrlich vergönnen. Denn in den Saisonen vor ihrer Verletzung musste die Schwester der zweifachen Slalom-Weltmeisterin Marlies Raich bittere Pillen schlucken. Mehrmals carvte sie knapp am ersten Weltcupsieg vorbei, 2018 warf sie in Korea mit einem kuriosen Blackout eine Olympiamedaille weg. Und dann passierte am Nationalfeiertag 2019 auch noch ihre erste schwere Verletzung.
Gründliche Vorbereitung
Schon im Rettungs-Helikopter war aber klar, dass Aufgeben kein Thema ist. Vielmehr nutzte Schild den unerwarteten Corona-Lockdown, um sich besonders gründlich auf die Rückkehr vorzubereiten. Erst im Juni dieses Jahres ging es wieder auf Schnee, seit Juli fährt sie wieder durch Tore. Slalom und Riesentorlauf zu gleichen Teilen. Heute vergisst Schild manchmal, dass sie überhaupt verletzt gewesen ist und holt zudem die Erinnerung hervor, dass sie vor einem Jahr beste Österreicherin gewesen war, ehe der Verletzungsteufel zuschlug.
„Ich hätte nie erwartet, dass es wieder so gut wird und ich wieder Ski fahren kann, ohne an die Verletzung zu denken“, gab sich Schild knapp zwei Wochen vor dem Saisonauftakt am Rettenbachgletscher zuversichtlich. „Das Knie ist tipptopp, mir geht es sehr gut“, sagt Schild und geht davon aus, „dass ich in Sölden starte, wenn das Gefühl passt“. Auch seelisch ist die Salzburgerin im Hoch. „Weil ich endlich wieder Skifahren darf. Und weil ich nach der langen Pause vom ersten Skitag an ein gutes Gefühl gehabt habe.“ Dass Anspannung und Druck nun jedem Tag zum Rennen hin steigen, sei logisch. „Deshalb bin ich bin froh, dass ich noch fast zwei Wochen habe.“
Mit schwarzem Humor
Dass Sölden schon der Schicksalsort ihrer 2008 dort ebenfalls schwer verunfallten Schwester war, ist ihr bewusst. Sie begegnet dem mit nüchterner Distanz, aber auch mit schwarzem Humor. „Nur weil beides in Sölden passiert ist, kann man es nicht vergleichen. Der Hang war bei mir jedenfalls nicht schuld, das hätte überall passieren können“, so Schild. „Und wenn es schon sein muss mit einer Verletzung, dann war das eh der perfekte Ort. Innerhalb von drei oder vier Stunden nach meinem Sturz war ich mit der Operation fertig.“
Den Corona-Lockdown hat Schild gut überstanden, auch wenn sie einen Südafrika-Urlaub abbrechen musste und die ganz große 30er-Feier ins Wasser fiel. Aus ihrem vollgeschriebenen Kalender konnte sie bis auf die ärztlichen Kontrollen alle Termine streichen. „Es war außergewöhnlich, plötzlich so viel Zeit zu haben.“ Auch mit ihrem Mann sei sie zuvor noch nie so viel ununterbrochen zusammen gewesen. „Alles ist aber gut gegangen“, versicherte die seit 2016 verheiratete Schild schmunzelnd.
Abgeschlossenes Studium
Dass die Technik-Spezialistin ein abgeschlossenes Studium vorzuweisen hat, erleichtert die aktuelle Comeback-Situation. Schild kann sich voll auf den Sport konzentrieren. Als welche Bernadette Schild sie nach einjähriger Rennpause zurückkehre? „Schwer zu sagen. Und auch wenn viele sagen, eine Verletzung bringt einen eventuell weiter. Aus meiner Sicht hätte es nicht wirklich sein müssen.“
Der Blick sei jedenfalls nach vorne zu richten und da wartet eine außergewöhnliche und wegen Corona von vielen Unbekannten begleitete Saison. „Man wird flexibel sein müssen. Aber das muss man im Sport sowieso immer“, weiß Schild. Auch für den Skisport ist der in Sölden beginnende Weltcup eine Überlebensfrage. „Jedes Rennen, das wir fahren dürfen, ist deshalb ein Geschenk“, ist Schild die Dramatik ihres Berufsstandes bewusst. „Für uns Sportler, aber auch für die Fans. So wie sie derzeit alle gerade Tennis schauen, wollen sie bald auch wieder Ski sehen. Live-Sport ist etwas ganz Wichtiges.“
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