Die Axamer Lizum schaffte es zuletzt österreichweit in die Schlagzeilen. Ein möglicher Corona-bedingter Stopp des Tiroler Skigebietes (Antrag auf Befreiung von der Betriebspflicht) ist aber offenbar nur die Spitze des Eisbergs. Am Montag bekamen die Skigebietsbetreiber bei einer Krisensitzung den Ärger von Hoteliers und Bürgermeistern zu spüren.
Schneesicher, bei Innsbruckern beliebt und von einem Investitionsstau geplagt: So lässt sich das Skigebiet Axamer Lizum in Kürze beschreiben. In den vergangenen Jahren hat allerdings eine Modernisierung Einzug gehalten, ablesbar an einem Riesen-Teich samt Beschneiungsanlage um rund zehn Millionen Euro.
Nun steht das nächste Großprojekt an: Der Neubau einer 10er-Einseil-Umlaufbahn (EUB) über drei Kilometer Länge vom Parkplatz bis Hoadlhaus. Diese Bahn ersetzt drei bestehende Liftanlagen (Olympiabahn, Hoadl 1 und 2). Kostenpunkt: Runde 25 Millionen Euro. Das Projekt ist naturschutzrechtlich bereits durch und genehmigungsfähig, aber trotzdem ist kein Baustart in Sicht. Gemunkelt wird, dass fehlende Unterstützung der Standort- und Nachbargemeinden der Grund dafür ist.
Bestätigen will das keiner. Aber seit der Krisensitzung am Montag in Axams ist bewiesen, dass die Stimmung zwischen dem Mehrheitseigentümer Baufirma Fröschl und den Dorfchefs nicht die allerbeste ist. Die Chefs kamen erst gar nicht, sondern ließen sich durch Marketing-Leiter Thomas Lampe und Jurist Herbert Huber vertreten. Die Kernforderung an sie: „Zieht den Antrag auf Aufhebung der Betriebspflicht zurück!“ Davor werde man kein Gespräch mehr führen.
Seilbahner Hörl: „Ich bin nicht überrascht“
„Mir ist nicht bekannt, dass andere Skigebiete da mitziehen wollen“, sagt Tirols Seilbahnsprecher Franz Hörl. Er sei aber nicht überrascht, dass dieser Weg eingeschlagen werde: „Die Covid-19-Maßnahmen werden ja laufend eskaliert, zuletzt etwa durch die 5-Tage-Quarantäne in Deutschland, was de facto eine touristische Grenzschließung wäre.“ „Wir wurden über den geplanten Schritt der Bergbahn nicht informiert“, sagt Sprecher Thomas Schroll, „alle anderen 19 Skigebiete haben schon versichert, dass sie aufsperren werden“.
„Lassen kaufmännische Vorsicht walten“
Die Vertreter der Betreiber betonten, dass das Ansuchen bei der Behörde um Aufhebung der Betriebspflicht nicht gleichzusetzen sei mit einem Nicht-Aufsperren des Skigebiets. Das sei nur eine präventive Maßnahme, um Zeit zu sparen. Der Ärger war groß.
„Ist das ernst gemeint?“
„Wir wollen selbst entscheiden über die Schließung oder Zeit sparen bei der Bewilligung durch die Seilbahnbehörde!“ - Mit diesem Argument traten die Seilbahn-Vertreter beim Krisengipfel in Axams vor das Publikum, das zum großen Teil aus Hoteliers, Gewerbetreibenden und Bürgermeistern bestand. „Ist das ernst gemeint?“, konnte der Axamer Ortschef Christian Abenthung seinen Ärger kaum verbergen, „ihr wollt also auf- und zusperren ganz nach Belieben?“
„Ihr macht Juwel kaputt“
Er erinnerte daran, dass viele Betriebe wirtschaftlich an den Bergbahnen dranhängen. „Wir sitzen alle im selben Boot. So kann man aber nicht wirtschaften. Wir brauchen Planungssicherheit.“ Eine Hotelierin sagte: „Ihr schadet nicht nur der Region, sondern dem Tourismus bundesweit.“ Karl Gostner, Obmann des TVB Innsbruck, pflichtete ihr bei: „Stimmung und Image sind durch so eine Aktion komplett zerstört.“ Und Richard Walter, Präsident des Skischulverbands: „Ihr macht das Juwel Axamer Lizum kaputt!“
Philipp Neuner, Kronen Zeitung
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.