Nachholbedarf?

Contact Tracing: Sorge um „geklärte Fälle“

Wien
07.10.2020 12:53

Wien bleibt mit 427 Neuinfektionen von Dienstag auf Mittwoch (Stand: 9.30 Uhr) das bundesweite Corona-Epizentrum. Besorgniserregend scheint dabei vor allem, dass in der vergangenen Woche laut Darstellung des Krisenstabes des Innenministeriums die Bundeshauptstadt bei der Aufklärung der Infektionsquellen (Contact Tracing) hinterherhinken soll - von nur noch 17,2 Prozent Aufklärungsquote ist da die Rede. Vertreter der Stadt Wien selbst sprechen allerdings von veralteten Erhebungen und aktuell gar von mehr als 61 Prozent Aufklärungsquote.

Laut einer Zahlen-Analyse - die der „Krone“ vorliegt und die Daten der vergangenen sieben Tage im Krisenstab auf Basis von AGES-Daten widerspiegle - über die neu identifizierten Fälle der vergangenen Woche (Stand: Dienstag) wurden bundesweit 5516 neue Corona-Fälle identifiziert. Ein Plus von 852 Fällen im Vergleich zur Woche davor. 26 Prozent dieser positiv Getesteten wurden als asymptomatisch eingestuft. Bei 42 Prozent der Fälle konnte die jeweilige Infektionsquelle bestimmt werden, das Contact Tracing somit erfolgreich den Ursprung der jeweiligen Ansteckung feststellen.

Wochenübersicht (Stand: Dienstag, 6.10.) über neue, asymptomatische und geklärte Fälle bei den Corona-Infektionen: In Wien konnten demnach nur bei 17,2 Prozent der neuen Fälle auch die Ansteckungsquellen identifiziert werden. (Bild: AGES, zVg, Krone KREATIV)
Wochenübersicht (Stand: Dienstag, 6.10.) über neue, asymptomatische und geklärte Fälle bei den Corona-Infektionen: In Wien konnten demnach nur bei 17,2 Prozent der neuen Fälle auch die Ansteckungsquellen identifiziert werden.

Burgenland beim Contact Tracing top
Die Erfolgsquote des Contact Tracings ist dabei ein maßgeblicher Faktor, um die Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen. Besonders gut gelang das laut der vorliegenden Analyse in der vergangenen Woche im Burgenland, wo 80 Prozent aller Fälle hinsichtlich der Infektionsquelle als „geklärt“ gelten. Ebenfalls gute Werte wurden in Kärnten (73,9 Prozent) und in Tirol (66,8 Prozent) erzielt. In den übrigen Bundesländern liegen die Werte zwischen 61,5 Prozent und 55,2 Prozent - mit einer Ausnahme: In Wien konnte demnach nur bei 17,2 Prozent der Neuinfizierten die Quelle eruiert werden.

Auch überregional betrachtet scheint sich die Zahl der „geklärten Fälle“ nicht allzu positiv zu entwickeln. Fast alle Bundesländer verzeichneten laut den der „Krone“ vorliegenden Daten Rückgänge im Wochenvergleich. Besonders drastisch fiel dieser Rückgang in Oberösterreich aus (minus 22,2 Prozent). Zulegen konnten nur das Burgenland (plus 4,1 Prozent) und Kärnten (plus 10,5 Prozent). Der Österreich-Schnitt liegt demnach bei rund 42 Prozent.

Ein Blick hinter die Kulissen: Mitarbeiter der Hotline 1450 im Neuen Rathaus Linz (Bild: Harald Dostal)
Ein Blick hinter die Kulissen: Mitarbeiter der Hotline 1450 im Neuen Rathaus Linz

Wien korrigiert: „61 Prozent Aufklärungsquote!“
Seitens des Büros von Wiens Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) wurden die vorliegenden Zahlen angezweifelt: Es müsse sich demnach um eine noch nicht abgeschlossene Analyse handeln, da hier noch Daten gesammelt würden. Korrekt sei vielmehr eine Aufklärungsquote von rund 61 Prozent, hieß es in einer Stellungnahme gegenüber krone.at.

Dieser Wert deckte sich schließlich auch mit jener Erhebung, die als Grundlage für die Ampelkommission am Donnerstag herangezogen werden soll und am Mittwoch fertiggestellt wurde.

Eine aktuellere Übersicht der AGES, die für die Ampelschaltung herangezogen werden soll. Hier wird der Wert der „geklärten“ Corona-Fälle mit 61 Prozent angegeben. (Bild: AGES, zVg)
Eine aktuellere Übersicht der AGES, die für die Ampelschaltung herangezogen werden soll. Hier wird der Wert der „geklärten“ Corona-Fälle mit 61 Prozent angegeben.

Erneut mehr als 1000 Neuinfektionen
Im 24-Stunden-Vergleich sind in Österreich neuerlich mehr als 1000 neue Corona-Infektionen verzeichnet worden. Exakt 1029 Fälle wurden seit Dienstag (Stand: 9.30 Uhr) laut Informationen des Krisenstabes registriert, davon allein 427 in Wien.

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