Die Erkrankung Morbus Bechterew beginnt meist schon sehr früh. Doch gerade junge Menschen werden kaum mit rheumatischen Erkrankungen in Verbindung gebracht. Es vergehen oft viele leidvolle Jahre bis zu einer Diagnose und Behandlung. Der Welt-Rheuma-Tag, der jedes Jahr am 12.10 stattfindet, bietet daher Anlass, auf diese Problematik hinzuweisen.
Die genauen Ursachen für Spondylitis ankylosans, so die medizinische Bezeichnung, sind nicht geklärt. Laut derzeitigem Wissensstand ist es eine durch das Immunsystem erzeugte entzündliche Erkrankung, verursacht durch genetische Neigung, wie Priv. Doz. Dr. Josef Hermann, MedUni Graz erklärt: „Dabei sind verschiedene Gene beteiligt. Die wichtigste Rolle dürfte das sogenannte HLA-B27 spielen, auf dessen Grundlage die Veränderungen im Immunsystem und somit die Entzündungen - vorwiegend im Bereich der Wirbelsäule - beruhen.“ Meist zeigen sich erste Symptome bereits zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr. Doch bis zur Diagnose vergehen im Durchschnitt 3-8 Jahre. Doz. Hermann: „Die Krankheit wird fast immer durch Rückenschmerzen geprägt. Diese haben aber gerade in dieser Altersgruppe bei 19 von 20 Patienten eine nicht entzündliche Ursache. Daher wird kaum an Morbus Bechterew, sondern eher an einen Bandscheibenvorfall gedacht. Die Unterscheidung ist auch nur durch genaue Befragung und Selbstbeobachtung möglich.“
Ein Befund wird anhand der Kombination charakteristischen Anzeichen, unterstützt durch MRT und ev. Röntgenbilder erstellt. Auch eine Blutuntersuchung liefert Hinweise, stellt die Ärzte aber vor Herausforderungen. „Es gibt keine typischen Laborzeichen. Etwa bei zwei Drittel der Patienten lassen sich trotz Entzündungen keine entsprechenden Blutwerte nachweisen. Andererseits können sich hinter diesen auch andere Ursachen verbergen“, so der Experte. Symptome, bei denen Betroffene einen Rheumatologen aufsuchen sollten, sind: Kreuzweh, das (gleichzeitig oder mit Abstand) mit Beschwerden wie Regenbogenhautentzündung, Schuppenflechte, chronisch-entzündlicher Darmerkrankung, Sehnenansatzschmerzen (z. B. Tennisellenbogen) oder „Wurstfinger/-zehen“ (plötzliches Anschwellen, das über sechs Wochen anhält) einhergeht. Ebenso, wenn der Patient nachts durch Rückenschmerzen aufwacht, die sich nur bei Bewegung bessern.
Wichtig ist auch Gymnastik, um die Beweglichkeit der Wirbelsäule zu erhalten. Diese sollte jedoch gezielt, unter Anleitung erfolgen.
Priv. Doz. Dr. Josef Hermann, MedUni Graz
Mittlerweile gibt es sehr gute Behandlungsmöglichkeiten. Um Beschwerden und Entzündungen zu reduzieren, kommen in der Regel Antirheumatika zum Einsatz. Bringen diese keinen gewünschten Erfolg, stehen moderne Biologika (therapeutische Antikörper) zur Verfügung, die direkt auf das Immunsystem und Entzündungsgeschehen einwirken und bei 80-90% der Patienten eine Remission, das heißt einen Krankheitsstillstand, herbeiführen, wie Doz. Hermann weiter ausführt. „Wichtig ist auch Gymnastik, um die Beweglichkeit der Wirbelsäule zu erhalten. Diese sollte jedoch gezielt, unter Anleitung erfolgen. Einfach ins Fitnesscenter zu gehen birgt die Gefahr von Überlastung und mitunter sogar Verschlechterung vorhandener Verknöcherungen.“
Regina Modl, Kronen Zeitung
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