Sperrstunden, Strafen

So reagieren die Europäer auf die zweite Welle

Ausland
10.10.2020 18:00

Frühe Sperrstunden, partielle Lockdowns, drakonische Strafen: Mit den täglich steigenden Zahlen verändern sich auch die Maßnahmen der europäischen Länder rund um Österreich. Ein Virus-Überblick.

Spanien: Mit wöchentlich mehr als 700 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner ist der Inzidenzwert in Madrid der höchste in der EU. Trotzdem hob ein Gericht den zuvor von der spanischen Zentralregierung angeordneten Lockdown für Madrid und weitere neun Orte wieder auf. Die Regionalregierung fordert die Menschen dennoch auf, Madrid nicht zu verlassen.

Belgien knipste in Brüssel die Lichter für alle Cafés und Bars aus. Restaurants dürfen unter strengen Auflagen offen bleiben. Bürger in Belgien sollen pro Monat nur noch mit drei Personen außerhalb der Familie engen Kontakt pflegen. Brüssel ist nach Madrid die am zweitstärksten von der Pandemie betroffene Hauptstadt der EU.

In Frankreich jagt eine Rekordzahl die nächste. Fast 19.000 Fälle meldeten die Behörden zuletzt. Für mehrere Städte, unter anderem Paris, gilt die „maximale Alarmstufe“ - das ist die letzte vor dem Gesundheitsnotstand. Bars und Cafés müssen schließen, in Restaurants gelten strenge Hygienemaßnahmen.

In Deutschland könnte die Lage außer Kontrolle geraten, warnte jüngst das Robert-Koch-Institut; am Samstag waren es mehr als 4500 Neuinfektionen. In Berlin dürfen zwischen 23 und 6 Uhr nur noch fünf Personen aus verschiedenen Haushalten gemeinsam unterwegs sein. Urlauber aus innerdeutschen Risikogebieten dürfen bald nicht mehr in anderen Bundesländern urlauben, und Kanzlerin Angela Merkel kündigte eine Maskenpflicht im Freien für Risikogebiete an.

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In Berlin gibt es zum ersten Mal seit 71 Jahren eine Sperrstunde - ein harter Einschnitt. Danach darf man kaum noch Leute treffen, es ist, als würde die Hauptstadt über Nacht einfach geschlossen.

Andrea Bensi, Österreicherin in Berlin

Andrea Bensi, Österreicherin in Berlin (Bild: zvg)
Andrea Bensi, Österreicherin in Berlin

Italien hat diese schon eingeführt. Wer sich nicht daran hält, zahlt 1000 Euro. Nur beim Sport muss keine Maske getragen werden. Sollten die Zahlen dennoch weiter ansteigen, können weitere Verschärfungen folgen. Im Raum steht unter anderem eine 23-Uhr-Sperrstunde, bis zu partiellen Lockdowns, etwa in Rom.

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Die Menschen haben sich an die Masken gewöhnt und nehmen es gelassen, sie nun auch im Freien tragen zu müssen. Ich glaube nicht, dass der Mund-Nasen-Schutz als große Einschränkung wahrgenommen wird.

Christian Renwart lebt in der Toskana

Christian Renwart lebt in der Toskana (Bild: zvg)
Christian Renwart lebt in der Toskana

In Tschechien vergeht kaum ein Tag ohne Rekordanstiege (Samstag 8600 Infektionen). Theater und Kinos müssen deshalb für 14 Tage schließen, Sportevents sind untersagt, Sporthallen und Co. geschlossen, die Sperrstunde auf 20 Uhr verlegt. Die Herbstferien werden um eine Woche verlängert. Zum zweiten Mal in diesem Jahr wurde der Notstand ausgerufen. Auf öffentlichen Plätzen wird das WLAN abgedreht, um Ansammlungen zu vermeiden.

In Großbritannien wurden inzwischen über 560.000 Infektionen nachgewiesen. Nach den Schotten werden nun auch Engländer auf ihre Pubs verzichten müssen. Im nördlichen England sollen sie geschlossen werden. Bei Regelverstößen drohen zudem drakonische Strafen.

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Maske und Abstand gehören zum Alltag. Man darf sich nur mit sechs Personen treffen, bei Partys zu Hause drohen bis zu 10.000 Pfund Strafe. Die Angst vor einem neuen Lockdown ist spürbar.

Ani Owokoniran, Österreicherin in London

Ani Owokoniran, Österreicherin in London (Bild: zvg)
Ani Owokoniran, Österreicherin in London

In der Schweiz steigen die Zahlen sprunghaft an, zuletzt mit über 1000 Neuinfektionen binnen 24 Stunden. In vielen Kantonen gilt Maskenpflicht in Einkaufszentren und anderen geschlossenen Räumen.

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Im Kanton St. Gallen merke ich von Corona und dessen Folgen kaum etwas. Allerdings muss ich die ständig wechselnden Reisewarnungen im Blick behalten, um eine Quarantäne zu vermeiden.

Daniel Shehata, Österreicher in der Schweiz

Daniel Shehata, Österreicher in der Schweiz (Bild: zvg)
Daniel Shehata, Österreicher in der Schweiz

In Slowenien wurden öffentliche und private Events auf zehn Personen beschränkt, für alles andere braucht man eine Sondergenehmigung. Das gilt auch für Hochzeiten.

Kroatien: 542 Neuinfektionen innerhalb von 24 Stunden, so lautete ein neuer Rekordwert. Laut Krisenstab soll die Maskenpflicht in allen geschlossenen öffentlichen Räumen sowie teilweise auch im Freien eingeführt werden. Erwogen werden auch Einschränkungen bei öffentlichen Versammlungen.

Slowakei: Während das Land im Frühjahr kaum von der Pandemie betroffen war, melden die Behörden seit Mitte September fast täglich Rekorde. Am Donnerstag wurde mit 1037 Neuinfektionen erstmals die 1000er-Marke übertroffen. Der Notstand wurde verhängt.

(Bild: APA/AFP/Gergely Besenyei)

Ungarn verzeichnet ebenfalls Rekordwerte, Experten kritisieren aber, dass zu wenig getestet werde. Neben Kroatien ist Ungarn das einzige Land, in dem der Notstand ohne zeitliche Begrenzung ausgerufen wurde.

Anna Haselwanter, Kronen Zeitung

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