Corona-Frust steigt

Trotzdem heißt es weiter: Durchhalten!

Coronavirus
11.10.2020 06:00

Während die Maßnahmen der Regierung zu Beginn noch eine hohe Zustimmung hatten, steigen nun Frust und Vertrauensverlust. Trotzdem heißt es weiter: Durchhalten!

Mit Fäusten gegen die Maskenpflicht, mit Worten gegen eine zweite Welle, die es trotz der stark steigenden Zahlen gar nicht geben soll: Ende März waren bei einer Befragung noch 91 Prozent der Meinung, dass die Regierung richtig mit der Krise umgeht, laut einer Studie des Gallup-Instituts sind es nun nur noch 53 Prozent. „Gehirnwäsche“, „Schwachsinn“ und „Diktatur“ sind noch einige der netteren Wortmeldungen, die sich online unter Artikeln zu den Corona-Maßnahmen finden. Kippt nun also die Stimmung in Österreich?

„Die Menschen sind insgesamt schon frustrierter“
„Nein“, sagt Psychologin Barbara Juen, Expertin im Feld der Krisenintervention bei Großschadensereignissen. Denn viele, die die Maßnahmen nicht für richtig halten, würden sie dennoch mittragen. Auffallen würden jene, die auf Maskenpflicht und Co. aggressiv reagieren, der Rest sei Teil der Masse. „Aber“, sagt Juen, „die Menschen sind insgesamt schon frustrierter.“

„Es entwickelt sich eine Polarisierung im Land“
Schuld daran habe - natürlich neben den unterschiedlich stark auf die Menschen einwirkenden Folgen der Krise - auch die Erholung: „Auch wenn es paradox klingt, aber Menschen können schlechte Phasen besser ertragen, wenn sie gleichbleibend schlecht sind. Gibt es dazwischen Verbesserungen, wie es im Sommer der Fall war, sinkt die Geduld, wenn es wieder schlechter wird“, erklärt Juen. Es entwickle sich eine Polarisierung im Land.

Psychologin Barbara Juen (Bild: ÖRK/Markus Hechenberger)
Psychologin Barbara Juen

„Alles richtig gemacht“ ist keine gute Strategie
Verloren ist dennoch nicht alles: Werden die Unterstützungen laufend evaluiert und verbessert, vulnerable Gruppen erreicht, und wird transparent kommuniziert, dann lasse sich der Stimmungswandel aufhalten. Man müsse nun „Sachverhalte erklären, auch wenn sie kompliziert sind. Und Fehlentscheidungen, die auf Basis des damaligen Wissensstandes getroffen wurden, eingestehen“, sagt Juen, denn: „Nur zu sagen, man habe alles richtiggemacht, ist die falsche Strategie.“

Aktuell sieht die Expertin Risse im Vertrauen, aber noch keinen Verlust. Damit das so bleibt, sei es wichtig, kein Chaos aufkommen zu lassen, denn das verunsichere massiv - „und dann kippt die Stimmung wirklich“, warnt die Psychologin - und weiter: „Je weniger Menschen den Entscheidungsträgern vertrauen, desto größer wird das Problem.“

Anna Haselwanter, Kronen Zeitung

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