Seit eineinhalb Jahren stolpert die FPÖ von einem Debakel ins nächste. Die schlimmste aller Schlappen kassierte sie nun am Wochenende in Wien. Zur Verteidigung von Parteichef Norbert Hofer rückten dennoch etliche Parteigranden aus - Herbert Kickl jedoch nicht. Es war der 26. Mai 2019, als der damalige FPÖ-General Harald Vilimsky nach der EU-Wahl die blaue Marschroute ausgab: Man starte nach dem Ibiza-Skandal die „größte Wähler-Rückholaktion, die es in Österreich je gegeben hat“.
Eineinhalb Jahre später kann davon keine Rede sein, im Gegenteil: Bei der Wien-Wahl wurde mit einem Minus von mehr als zwanzig Prozentpunkten ein neuer Tiefpunkt erreicht. Dennoch macht es nicht den Anschein, als stünde ein jäher Sturz des Parteichefs Norbert Hofer bevor, blaue Parteigranden machen ihm die Mauer: Laut Mario Kunasek etwa, Ex-Minister und steirischer FPÖ-Chef, „gibt es keine Personaldebatte“.
„Hofer ist und bleibt natürlich Parteichef.“ Ähnliche Töne sind aus anderen FPÖ-Machtzentralen zu vernehmen: Der Kärntner Oberblaue Gernot Darmann stehe „für Personaldiskussionen nicht zur Verfügung“, das Gleiche meldete auch die Tiroler FPÖ. Oberösterreichs Landeshauptmann-Vize Manfred Haimbuchner hielte es gar für „eine Chuzpe, Hofer jetzt für das Ergebnis der Wien-Wahl verantwortlich zu machen“. Einzig aus Niederösterreich kam Kritik: Die FPÖ könne „in der Gesamtheit nicht weitermachen wie bisher“, schickte Udo Landbauer gen Wien.
Kickl schmerzt der „enorme Verlust an Vertrauen“
Und was sagt eigentlich Herbert Kickl, Chefstratege und Hofers Widerpart in Ausrichtungsfragen, zu alledem? Er, der abgesehen von Kunasek (Haimbuchner soll keinerlei Interesse haben) die wahrscheinlichste Chef-Alternative zu Hofer wäre, machte seinem Ärger via Facebook Luft: Der „enorme Verlust an Vertrauen“ schmerze ihn „unendlich“, die FPÖ habe sich selbst besiegt.
„Zorn und Enttäuschung“ seien groß - „und jeder Versuch, das Ergebnis schönzureden, ist zum Scheitern verurteilt“, schreibt Kickl. Hofer verteidigte er in seinem Facebook-Beitrag übrigens mit keiner Silbe.
Klaus Knittelfelder und Sandra Schieder, Kronen Zeitung
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