Wütende Wirte, Corona-Gerüchte und ein Ansturm von Journalisten: Die zahlreichen Covid-Fälle samt strenger Maßnahmen sorgen für Wirbel im sonst so beschaulichen Kuchl (Salzburg).
Michael Fallnhauser reicht es. „22 Uhr war schon arg, aber das ist jetzt die Höhe“, sagt der Chef der Bar Leichtsinn mitten im Kuchler Ortszentrum. Ab sofort gilt für sämtliche Gastronomiebetriebe der Gemeinde die verpflichtende Sperrstunde von 17 Uhr. Die verhältnismäßig hohen Corona-Fallzahlen sollen in Kuchl so eingedämmt werden. „Ein kompletter Blödsinn – jetzt feiern die Leute eben daheim“, sagt Fallnhauser. Seine Bar sperrte er schon am Montag nicht mehr auf – und lässt sie bis auf Weiteres geschlossen.
Nur wenige Meter entfernt wurde am Montagabend im Bürgerkeller ein letztes Mal gefeiert. „Wir Gastronomen können für die vielen Fälle nix, das passiert im privaten Bereich“, sagt Chef Gottfried Achrainer. Sein Lokal ist eigentlich täglich ab 17 Uhr geöffnet, nun bleibt es für mindestens zwei Wochen geschlossen. „Hoffentlich verlängern sie das mit der frühen Sperrstunde nicht noch einmal“, sagt Achrainer.
Dichtes Gedränge bei Benefizveranstaltung?
Die Gemeinde mit ihren rund 7000 Einwohnern ist derzeit Salzburgs „Corona-Hotspot“. Nirgendwo sonst gibt es verhältnismäßig derart viele positive Fälle. Derzeit sind es knapp 70 Erkrankte. Doch warum? Bei einem „Krone“-Lokalaugenschein können oder wollen die meisten Befragten darauf keine Antwort geben. Schuld daran könnte eine Benefizveranstaltung sein, die vor knapp einer Woche im Ortszentrum stattfand. „Die Leute sind eng beisammen gesessen, haben gefeiert. Von Abstand halten war da nichts zu sehen“, sagt ein Unternehmer, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. Bürgermeister Thomas Freylinger (ÖVP) will das im „Krone“-Interview allerdings nicht bestätigen.
Am Montag tummelten sich jedenfalls unzählige Journalisten im sonst so beschaulichen Kuchl. „Wir sind jetzt in aller Munde und in ganz Österreich bekannt“, nahm es eine Passantin mit Galgenhumor. Für die strengen Maßnahmen gibt es zumindest teilweise Verständnis: „Die Zahlen dürfen nicht explodieren“, sagt Friedrich Kaufmann. Sein Enkel Manuel ist enttäuscht: „Ich darf jetzt nicht mehr zum Fußball.“
Im gesamten Tennengau gilt vorerst – wie berichtet – ein Veranstaltungsverbot. Auch Privatpartys sind untersagt.
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