Der Vergleich der AK OÖ zeigt weiters, dass die Sollzinsen zwischen 7,875 und 13,25 Prozent pro Jahr liegen. Bei der Überschreitung des vereinbarten Rahmens kommen noch zwischen 3 und 6 Prozent Überziehungszinsen dazu. Einige Banken verrechnen erhöhte Kontoführungsgebühren, und ein Institut setzt noch eine dreiprozentige Kreditprovision drauf.
Anhand der erhobenen Daten hat die AK errechnet, dass eine Überziehung innerhalb des Rahmens von 2.000 Euro pro Jahr bis zu 282,73 Euro kostet. Eine Überschreitung ohne bzw. außerhalb des Rahmens in gleicher Höhe koste bis zu Euro 416,28. Ein Guthaben von 2.000 Euro bringe auf dem Girokonto im selben Zeitraum aber nur mickrige 1,87 Euro Zinsen.
Die AK warnt davor, die Rückzahlung von Kontoüberziehungen zu unterschätzen. Berappt man 100 Euro monatlich, brauche man beispielsweise zwei Jahre, um eine Überschreitung von 2.000 Euro zu tilgen. Zusätzlich könnten Mahnspesen bis zu 50 Euro pro Mahnung anfallen. Die Stelle rät, anhand des Kontoauszugs zu überprüfen, wie hoch der Sollzinssatz ist und ob eine erhöhte Kontoführungsgebühr verrechnet wird. Ein Kredit mit Ratenzahlung oder eine schriftliche Rahmenvereinbarung sei auf Dauer billiger und planbarer.
Schuldenbegleichung: Junge Menschen nachlässig
Unterdessen geht aus einer Untersuchung der IS Inkasso Service für das erste Halbjahr 2010 hervor, dass in den meisten Fällen junge Menschen zwischen 21 und 30 Jahren (zu 33 Prozent) ihre Schulden nicht fristgerecht zurückzahlen. Die zweitsäumigste Schuldnergruppe ist die der 31- bis 40-Jährigen mit einem Anteil von 22 Prozent. Traditionell pflichtbewusst bei der Schuldenbegleichung sind die älteren Semester: Nur 6 Prozent in der Altersgruppe 61+ zahlen nicht rechtzeitig, obwohl diese Gruppe 21 Prozent der Gesamtbevölkerung stellt. Unter den 51- bis 60-Jährigen sind 9 Prozent säumige Zahler.
"Für die jungen Menschen ist es nicht mehr so wichtig, Rechnungen pünktlich zu bezahlen", kommentierte Unternehmenssprecherin Sabine Essl die Ergebnisse. Die Werteeinstellung habe sich in diesem Bereich verändert. Außerdem "haben junge Menschen meist noch weniger Einkommen und mehr Ausgaben als ältere Menschen".
Unterschiede gibt es auch zwischen Ost- und Westösterreich: In Wien sind mit einem Anteil von 29 Prozent die meisten nachlässigen Zahler daheim, der Anteil an der Bevölkerung beträgt jedoch nur rund 20 Prozent. 18 Prozent der säumigen Schuldner leben in Oberösterreich, 15 Prozent in Niederösterreich und 14 Prozent in der Steiermark. Bis auf Niederösterreich, das mit einem Bevölkerungsanteil von 19 Prozent vergleichsweise wenige säumige Schuldner hat, entsprechen diese Anteile etwa den jeweiligen Bevölkerungsanteilen.
Auffälliges Stadt-Land-Gefälle bei Zahlungsmoral
Essl begründet die abweichenden Anteile in Wien und Niederösterreich mit der geringeren Zahlungsmoral der Städter: "In der Stadt weiß der Nachbar nicht, ob ich zahle oder nicht." Die Anonymität verringere die Zahlungsmoral. In Niederösterreich wohne der überwiegende Teil der Bevölkerung in ländlichen Gebieten - und unter der Landbevölkerung sei das Pflichtbewusstsein höher.
Das Burgenland fällt aus dem Ost-West-Gefälle heraus: Dort und in Vorarlberg sind die "bravsten" Schuldner zu finden (2- bzw. 4-prozentiger Anteil an den säumigen Zahlern), wobei auch diese Größenordnungen dem Bevölkerungsanteil entsprechen. Ebenso in Tirol, Salzburg und Kärnten, wo je 6 Prozent der säumigen Zahler zuhause sind.
Männer nehmen es mit ihren Rückzahlungen tendenziell weniger ernst als Frauen: So teilen sich die 23.000 säumigen Zahler, die IS Inkasso mittels anonymisierter Daten untersucht hat, auf 40 Prozent Frauen und 60 Prozent Männer auf. Auch wenn die Wirtschaft mittlerweile wieder an Schwung gewinnt, sei es für Unternehmen wichtig, ihre Forderungen schnellstmöglich einzutreiben, empfiehlt das Inkassobüro.
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