Mit neun Millionen Euro wurden 155 steirische Betriebe gefördert, damit sie in mehr Tierwohl investieren. Die „Krone“ hat mit Agrarlandesrat Johann Seitinger zwei Landwirte besucht.
Dass sich die kleinen Schweinderl hier wohlfühlen, das merkt und spürt sogar der Laie. Sie grunzen so, dass man es nur als genüsslich bezeichnen kann, rüsseln lustvoll durch das hohe Stroh oder kuscheln mit Artgenossen. 1,2 Millionen Euro haben die Familien Lorber und Pail in St. Peter am Ottersbach (Bezirk Südoststeiermark) investiert, um ihren derzeit 1800 Mastschweinen ein Leben mit mehr Tierwohl zu verschaffen. Das heißt: um 60 Prozent mehr Platz als gesetzlich vorgeschrieben, wahlweise können die Tiere raus oder rein, haben Beschäftigung und stehen tief in herrlich gelbem Stroh.
Der Konsument honoriert den viel größeren Aufwand durch sein Kaufverhalten: Das Fleisch, das unter dem Namen „Mühlenhof Duroc“ auch bei Spar erhältlich ist, findet guten Anklang. Für Tierwohl legen Gourmets - das müssen nicht einmal nur Tierfreunde sein, sondern alle, die wissen, dass Fleisch ohne Stress besser schmeckt - auch ein paar Cent drauf.
Kaum ein Tier ist verletzt
Szenenwechsel nach Zelting bei Radkersburg: Fast vier Jahre hat es gedauert und allein 40.000 Euro an Gutachten gekostet - aber jetzt steht der Stall für mehr Tierwohl der Familie Klobassa. Auch hier sieht man, wie sich die 540 Tiere bei freiwillig wählbarem Aufenthalt draußen wie drinnen wohl fühlen.
So dick ist das Stroh hier nicht eingestreut - aber sie können es selbst aus den Raufen zupfen, damit spielen und sich drauf legen. Beschäftigungsmaterial ist auch da. Was uns auffällt, im Gegensatz zu Bildern aus klassischer Massentierhatung: Kaum ein Tier ist verletzt - und wenn, dann sind es höchstens Kratzer.
„Das ist die Zukunft, wir können uns der gesellschaftlichen Diskussion nicht verschließen,“ betont Landesrat Johann Seitinger. Hohen Nachbesserungsbedarf sieht er in der extrem langen Dauer der Genehmigungsverfahren für Tierwohl-Ställe. Und freilich: Solche Ställe sind noch in der Minderheit, für Mast genauso wie für Zucht.
So will das keiner mehr!
Die Bilder aus Vorzeigeställen sollen nicht darüber hinwegtäuschen, dass Tausende Schweine bei uns dahinvegetieren müssen. Jüngst waren es Fotos aus einem steirischen Stall, die unsere Leser verstört haben: Eber, verbotenerweise in engste Kastenstände gezwängt. Tiere, die in ihrem Kot waten müssen und verletzt sind. Das sind einige (wenige) Bilder, die ihren Weg an die Öffentlichkeit geschafft haben. Ob es in anderen Ställen auch so zugeht? Fakt ist: Konsumenten wollen das so nicht mehr haben!
Kastenstandhaltung ist immer noch über definierte Zeiträume erlaubt; die Muttersau kann sich nicht einmal bewegen, die Kleinen kommen auf Vollspalten zur Welt, ohne Beschäftigung, ohne Stroh, ohne das kleinste artgerechte Bedürfnis befriedigt zu bekommen. Barbarisch nennen das viele.
Konventionelle Schweinehaltung überwiegt deutlich
In der Steiermark gibt es 5007 Schweinehalter; nur knapp 50 davon sind bio, 101 sind Freilandbetriebe, 180 mit mehr Tierwohl. Der Rest ist konventionelle Massentierhaltung, gesamt gibt es 739.443 Schweine.
Übrigens betonen gerade Massentierhalter gerne ihre Transparenz. Wir haben die Probe aufs Exempel gemacht und bei vier willkürlich ausgewählten nachgefragt, ob wir einen Blick in den Stall werfen dürfen. Die Antwort: nein!
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