Ab Samstag um Punkt Mitternacht steht die Salzburger Marktgemeinde Kuchl unter Quarantäne. Eine zu hohe Zahl an Neuinfektionen und eine nicht zu überblickende Lage machen diesen Schritt nötig. In der Politik hat man dafür Verständnis - in der Bevölkerung sieht das zum Teil anders aus. So ist die Zuspitzung der Lage auch auf die Ignoranz innerhalb der Bevölkerung zurückzuführen, heißt es unter anderem von Landessanitätsdirektorin Petra Juhasz. Schlimmer noch: Auf Facebook und Co. gebe es mittlerweile Aufrufe, sich nicht an die Regelungen zu halten. Auch Bürgermeister Thomas Freylinger sagt: Ein Teil der Bevölkerung trage die Maßnahmen „überhaupt nicht“ mit.
Die Landessanitätsdirektorin zur „Krone“: „In Kuchl gibt es viele Cluster, die Lage ist nicht mehr überschaubar. Beim Angeben möglicher Kontaktpersonen von Infizierten gibt es keine Kooperation.“ In den sozialen Medien gebe es mittlerweile gezielte Aufrufe, keinerlei Auskunft zu geben - und sich nicht an die Maßnahmen zu halten. „Ich bin mir sicher, in Kuchl laufen viele Infizierte herum und lassen sich einfach nicht testen - um nicht in Quarantäne gehen zu müssen“, sagt Juhasz.
Für die drastischen Maßnahmen hat die Landessanitätsdirektorin Verständnis: „Das ist absolut gerechtfertigt. Wir haben so starke Fallzahlen und müssen schauen, wie wir das stoppen können.“ Das sieht auch Bürgermeister Freylinger so. Er sagte am Freitag im Ö1-„Morgenjournal“, er unterstütze die Verschärfungen, „die sinnvoll sind, in jeder Richtung“, um die Infektionszahlen in Kuchl wieder zu senken.
„Ein Teil der Bevölkerung will das überhaupt nicht mittragen“
Ihm als Bürgermeister des Quarantäne-Ortes gehe es „schlecht“ damit, wie er der „Krone“ sagte: „Es kommen am Gemeindeamt ohne Pause Anfragen herein. Die Kuchler wollen wissen, woran sie jetzt sind.“ Nicht alle seiner Bürger hätten Verständnis für den Lockdown: „Es gibt einen Teil der Bevölkerung, der das sensibel aufnimmt, der Angst hat, sich zu infizieren, der das ernst nimmt, es gibt aber auch einen Teil der Bevölkerung, der das Ganze überhaupt nicht mittragen will.“
Vielen Dinge seien für diese Menschen „nicht erklärbar und nachvollziehbar“, so Freylinger gegenüber Ö1. Auch der Bürgermeister verweist auf „soziale Foren“, in denen Diskussionen für „sehr viel Unsicherheit und sogar für Verschwörungstheorien sorgen“. Er appellierte an die Kuchler, die Quarantäne nichtsdestoweniger einzuhalten und die Maßnahmen mitzutragen.
„Einzelne halten sich nicht an die Vorgaben“
Auch Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) hatte am Donnerstagabend in der „ZiB 2“ kritisch angemerkt, dass sich Einzelne innerhalb der Bevölkerung nicht an die Vorgaben halten und falsche Angaben machen würden. „Wir brauchen wieder eine Stimmung wie im Frühling.“ Er appellierte an die Bevölkerung einmal mehr, Schutzmasken zu tragen sowie Mindestabstand und Hygienevorschriften einzuhalten.
„Haben keine Kenntnis, wenn hier privat gefeiert wird“
Gefragt, wie er nun zu den Feierlichkeiten stehe, die in Kuchl mitverantwortlich für den Anstieg der Infektionszahlen auf inzwischen 88 Fälle gewesen seien, sagte Bürgermeister Freylinger: „Die Entwicklung hat nichts mehr mit einzelnen Veranstaltungen zu tun.“ Die Kuchl zugeschriebene Hochzeit mit rund 100 Personen, bei der sich mehrere Menschen infiziert haben sollen, habe auch nicht in dem Ort stattgefunden, sondern im Umfeld im Tennengau. Zudem müsse er sagen: „Wenn privat hier gefeiert wird, haben wir nicht einmal Kenntnis davon.“
Fragenkatalog an Haslauer, AK mit eigener Kuchl-Hotline
Die Gemeinde richtete nun einen Fragenkatalog an das Land, weil viele Punkte noch offen seien, wie Freylinger sagt: „Wir wissen nicht genau, wer als Schlüsselkraft gilt. Was ist mit Bäckern, Metzgern? Wie geht es mit Tageseltern weiter? Wie mit der 24-Stunden-Pflege? Dürfen Kuchler ihre Angehörigen im Spital besuchen? Wer übernimmt Pönalzahlungen an Firmen?“ Zur Klärung von Unsicherheiten bei Pendlern hat die Arbeiterkammer Salzburg eine eigene Hotline eingerichtet.
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