7 Tage Weltgeschehen

Globale Pandemie: Wie Corona die Welt zurückwirft

Ausland
17.10.2020 06:00

Die Corona-Pandemie wirft die Entwicklung der Welt um Jahre zurück. Das betrifft besonders den Kampf gegen die Armut. Zwar wird auch in unseren Breiten die Armut wieder zu einem Faktor, aber das steht in keinem Vergleich zu dem Absturz in Entwicklungs- und Schwellenländern. Dort kehrt der Hunger zurück. Jahre des Kampfes gegen Armut und Elend sind verloren.

In Afrika, wo sich in den letzten zwei Jahrzehnten Ansätze eines Mittelstandes und einer demokratischen Entwicklung gezeigt hatten, droht der Absturz in frühere Zustände, begleitet vom Rückfall in politische Instabilität. Nach Berechnungen der Weltbank werden weltweit in diesem und dem kommenden Jahr als Folge der Krise bis zu 150 Millionen Menschen in solch eine extreme Armut stürzen, dass ihr Überleben gefährdet ist – 150-mal mehr, als durch die Pandemie selbst bisher gestorben sind.

Freiwillige verteilen Essenspakete in der südafrikanischen Stadt Johannesburg. (Bild: AFP)
Freiwillige verteilen Essenspakete in der südafrikanischen Stadt Johannesburg.

Fortschritte von Jahren zunichtegemacht
Erstmals seit 1998 wird zudem die Zahl der Armen global wieder steigen, Fortschritte von Jahren werden damit zunichtegemacht. „Die menschlichen Kosten von Covid-19 sind immens“, stellt Weltbankchef David Malpass fest.

Weltbank zeichnet düsteres Bild
Seit Anfang der Neunzigerjahre war die Zahl der Menschen, die unter der absoluten Armutsgrenze leben, von über 35 auf zuletzt rund 8,4 Prozent gesunken – ein einzigartiger Erfolg, der vor allem mit dem wirtschaftlichen Aufstieg in China zu tun hatte, in den vergangenen Jahren aber zunehmend auch mit Fortschritten in vielen anderen Entwicklungs- und Schwellenländern, beispielsweise in Indien oder Indonesien. Die Weltbank zeichnet ein düsteres Bild. Ende 2021 wird es an die 150 Millionen Menschen mehr in absoluter Armut geben.

In Guatemala stellen sich Frauen mit Maske und Sicherheitsabstand vor einer Suppenküche an. (Bild: AFP)
In Guatemala stellen sich Frauen mit Maske und Sicherheitsabstand vor einer Suppenküche an.

Es kommt noch größere Ungleichheit
Die aktuelle Krise trifft vor allem jene, die ohnehin schon arm sind. Damit droht die Schere zwischen Arm und Reich weiter auseinanderzugehen. „Erste Hinweise deuten darauf hin, dass die Krise in weiten Teilen der Welt zu einer Ausweitung der Ungleichheit führen wird“, sagt Weltbank-Chef Malpass.

Ein obdachloser Mann schläft in der Wiese vor dem Strand von Montevideo. (Bild: AFP)
Ein obdachloser Mann schläft in der Wiese vor dem Strand von Montevideo.

Klimawandel verschärft Probleme noch
Gleichzeitig verschärfen sich die Probleme aus dem Klimawandel. „Die schlimmsten Auswirkungen auf die Armut stehen uns noch bevor“, stellt Olivier De Schutter, der UNO-Sonderbeauftragte für extreme Armut, fest. Von der Krise gefährdet ist ein Drittel der Weltbevölkerung: zwei Milliarden Menschen, bisher vielfach prekär Beschäftigte und Tagelöhner. Weltweit ist die Zahl der Arbeitslosen schon jetzt auf über 250 Millionen gestiegen.

In New Jersey wütete erst kürzlich der Supersturm Sandy. Zahlreiche Wissenschaftler machen den Klimawandel für extreme Wetterereignisse verantwortlich. (Bild: AP)
In New Jersey wütete erst kürzlich der Supersturm Sandy. Zahlreiche Wissenschaftler machen den Klimawandel für extreme Wetterereignisse verantwortlich.

Die Krise wäre aber auch eine Chance
Die schlimmste Seuche seit der Spanischen Grippe 1918/1919 und die ärgste Weltwirtschaftskrise seit dem New Yorker Börsenkrach von 1929 birgt auch die Chance zu einer positiven Wende, falls die Menschen zum Umdenken bereit sind. So hat sich der Ausstoß der Treibhausgase schon deutlich verringert – allerdings krisenbedingt.

Das könnte dauerhaft geschehen; durch klimafreundliche Investitionen beim Neustart der Wirtschaft, etwa durch mehr Stromgewinnung aus erneuerbarer Energie oder Ausbau des Versorgungsnetzes für E-Autos.

Kurt Seinitz, Kronen Zeitung

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