Volksschule Reichenau

„Direktion wollte die Schulschließung vertuschen“

Tirol
18.10.2020 08:00

Tirolweit befinden sich, wie die „Krone“ am Freitag berichtete, aktuell 42 Schulklassen bzw. 1324 Schüler in Quarantäne. Mit dem Virus infiziert sind 43 Lehrer sowie 207 Schüler. Am Donnerstag wurde die Volksschule Reichenau von der Behörde geschlossen. Sie bleibt bis zum 26. Oktober zu. Wie eine Lehrperson (Name der Redaktion bekannt) der „Tiroler Krone“ berichtet, habe es dabei ein massives Kommunikationsproblem, keinerlei Transparenz, ein großes Chaos bei der Schließung und auch Einschüchterungen seitens der Schulleitung gegeben.

Wie das Land mitteilte, sind in der Schule vier Lehrer sowie zehn Schüler mit dem Virus infiziert. Seitens der Leitung „wurde im Lehrkörper aber niemand informiert, wer genau betroffen ist“, wie die Lehrperson betont. Zudem brisant: „Schon Anfang der Woche gab es zwei Klassen, in denen Fälle auftraten. Das wurde aber uns verschwiegen. Die betroffenen Kinder aus den Klassen wurden nicht nach Hause geschickt.“

„Kinder dachten, sie hätten etwas falsch gemacht“
Stattdessen wurde auch den Kindern nicht gesagt, was vor sich geht. „Sie mussten im Schulgelände gesondert alleine sitzen und weinten, weil sie dachten, sie hätten etwas falsch gemacht. Das war schrecklich!“ Fahrlässig war zudem, dass in einer der Klassen, in der eine Lehrperson infiziert war, „Supplierungen durch andere Lehrer stattfanden“.

Bevor das Land die Schließung bekannt machte, wollte die Direktion diese vertuschen. (Bild: zeitungsfoto.at/Liebl Daniel)
Bevor das Land die Schließung bekannt machte, wollte die Direktion diese vertuschen.

„Beim Abholen der Kinder herrschte Chaos“
Als am Donnerstag dann seitens der Behörden die Schule geschlossen wurde, herrschte Chaos pur. Denn die Eltern wurden spontan informiert, dass sie ihre Kleinen sofort abholen müssten. „Sie wussten nicht, wo sie ihre Kinder abholen müssen.“ Schlimm findet die Lehrperson, dass kein Notbetrieb für die Schüler eingerichtet wird. Eltern von rund 470 Kindern müssten sich nun auf die Schnelle darum kümmern, wie sie die Betreuung regeln.

„Dienstrechtliche Folgen wurden angedroht“
Was das Fass in dieser Causa regelrecht zum Überlaufen bringt, sind Einschüchterungsversuche seitens der Schulleitung. Diese wusste wohl nicht, dass die Schulschließung seitens des Landes öffentlich bekannt gemacht wird: „Uns Lehrern wurde mit dienstrechtlichen Konsequenzen gedroht, sollten wir die Schließung publik machen. Es ist ein Wahnsinn, dass man in der Direktion eine Vertuschungsaktion daraus machen wollte!“

Überlastet war dann am Freitag auch die Screeningstraße. Alle Schüler und Lehrer mussten selber zum Corona-Test fahren. „Die Straße war komplett überfüllt. Ich stand über zwei Stunden in der Warteschlange“, schildert die Lehrperson ihre Erlebnisse.

Dieser Fall zeigt einmal mehr, dass ein gutes Krisenmanagement in Tirol definitiv anders aussieht.

Manuel Schwaiger, Kronen Zeitung

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