Gegenseitige Vorwürfe
Berg-Karabach: Waffenruhe hält wieder nicht
Vereinbarungen über eine Waffenruhe sind im Konflikt um die Region Berg-Karabach derzeit offenbar nicht viel wert. Denn eigentlich sollten seit Samstag, 22 Uhr MESZ, die Kämpfe vorübergehend eingestellt sein. Doch am Sonntagmorgen warfen sich die aserbaidschanische und die armenische Regierung gegenseitig den Bruch der Waffenruhe vor.
Aserbaidschan beschuldigte Armenien bei dem Beschuss der Stadt Ganja, 13 Zivilisten getötet zu haben, mehr als 50 weitere Menschen seien verletzt worden. Armenien wiederum warf Aserbaidschan anhaltende Angriffe vor. Zunächst hatte eine Sprecherin des armenischen Verteidigungsministeriums erklärt, es habe Raketen- und Artilleriefeuer von gegnerischer Seite gegeben. Aserbaidschan habe zudem einen Angriff aus südlicher Richtung der Konfliktregion begonnen. Es gebe Opfer auf beiden Seiten.
Beschuss und „Vergeltungsmaßnahmen“
Das aserbaidschanische Verteidigungsministerium wiederum warf Armenien später vor, „grob“ gegen die Vereinbarung verstoßen zu haben. Demnach sollen die Stadt Jabrayil sowie mehrere zuvor von Aserbaidschan unter Kontrolle gebrachte Dörfer von armenischer Seite aus beschossen worden sein. Aserbaidschan habe darauf „Vergeltungsmaßnahmen ergriffen“, hieß es.
In der Region im Südkaukasus leben überwiegend christliche Armenier, die dortige Führung wird von der armenischen Regierung in Jerewan (Eriwan) unterstützt. Völkerrechtlich gehört das Gebiet zum mehrheitlich islamischen Aserbaidschan, von dem es sich jedoch 1991 losgesagt hatte. Da Armenien mit Russland verbündet ist und Aserbaidschan von der Türkei unterstützt wird, droht eine Ausweitung des Konflikts über die Region hinaus mit weitreichenden Folgen auch für die Wirtschaft. Durch den Südkaukasus laufen wichtige Erdgas- und Öl-Pipelines. Die gegenwärtigen Kämpfe begannen am 27. September und sind die schwersten seit dem Krieg 1991 bis 1994, in dem rund 30.000 Menschen getötet wurden.
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