Virtueller Kick

„FIFA 21“ im Test: Ein Stückchen alte Normalität

Spiele
19.10.2020 09:49

Auch wenn aktuell in den Fußballstadien nichts mehr so ist wie früher, gibt es doch eine Sache, auf die man sich verlassen kann und die einen Hauch von Normalität vermittelt: Pünktlich, wie jedes Jahr, erscheint das neue „FIFA“. Dieses steht heuer allerdings im Zeichen der in den Startlöchern stehenden NextGen-Konsolen.

Wer erinnert sich noch, als vor dem Wechsel zur PS4 weder die PS3-Version noch die erste PS4-Fassung zu gewaltigen Begeisterungsstürmen hinreißen konnten? Die Diskussion, ob das jeweils neue „FIFA“ nicht viel mehr als ein Update ist, ist zudem sowieso fast so alt wie das Spiel selbst. Auch die Bewertung „Das beste ‘FIFA‘ aller Zeiten“ wirkte auf manche bereits so ausgelutscht wie ein alter Kaugummi.

(Bild: EA)

Was dürfen Spieler also bei „FIFA 21“ erwarten? Auf jeden Fall mal keine grafischen Sensationen. Kleinere Verbesserung hier und dort, das war‘s. Spielerisch haben sich die Entwickler dann doch so manche Kritik zu Herzen genommen. Die KI ließ immer wieder in der Offensive bei den Laufwegen der Spieler einiges an Intelligenz vermissen. Besser also, dem - versierten - Spieler die Möglichkeit zu geben, diese selbst zu bestimmen. Das klappt eigentlich sehr gut, aber richtet sich vornehmlich an Profis, denn Anfänger und Gelegenheitsspieler greifen hauptsächlich weiter auf die Basisfunktionen zurück.

(Bild: EA)

In der Abwehr wiederum ist auch mehr Eigenverantwortung angesagt. Waren die „KI-Verteidiger“ bisher fast gnadenlos in ihren Aktionen, ist der Spieler nun mehr gefordert, selbst zu übernehmen. Einerseits eine gute Sache, sofern man ein geübter Spieler ist. Anderseits tun sich gerade viele Gelegenheitsspieler bei der Abwehrarbeit schwer. Im Grunde genommen ist es ein wenig das Eingeständnis, dass der KI - noch - gewisse Grenzen gesetzt sind.

(Bild: EA)

Eine Aufwertung wurde auch dem Karrieremodus zuteil. Dabei dürfte der gute alte „Fußballmanager“ Pate gestanden haben. Eine Simulation der Spiele in einer „Radar-Ansicht“ ist ein großer Gewinn, wenn man nicht aktiv jedes Spiel selbst spielen möchte oder beispielsweise nur sporadisch aktiv mitwirken mag. Die Trainerarbeit hat zudem merkbarere Auswirkungen auf die Entwicklung der Spieler, wohingegen das Scouting nicht immer sehr zielgerichtet agiert. Schön einen Kaliber wie Messi angeboten zu bekommen. Blöd halt nur, dass das Geld im Klub nur für einen besseren Zweitliga-Spieler reicht.

(Bild: EA)

Bei soviel Ernsthaftigkeit tut ein wenig Lockerheit Not. Dafür gibt es wieder die Straßenkickerei in „Volta“. Macht soviel Spaß wie im letzten Jahr. Ja, wenn nicht in Form einer kürzeren Geschichte und Spielzeit eingespart worden wäre. Schade. Immerhin tröstet der Koop-Modus darüber etwas hinweg.

Das Herzstück, nicht nur für viele Spieler, sondern auch für EA Sports, „FIFA Ultimate Team“, wartet ebenfalls mit einem Koop-Modus auf. Eine gute Idee. Weniger toll, aber äußerst lukrativ sind die Mikrotransaktionen. Noch ist es bei weitem nicht so schlimm, wie es manche Konkurrenzprodukte vorexerzieren. Jedoch bewegt sich auch „FIFA 21“ in eine bedenkliche Richtung. Bleibt zu hoffen, dass EA Sports hier in Zukunft nicht vollends das Augenmaß verliert.

(Bild: EA)

Fazit: Die Frage, ob „FIFA 21“ lediglich ein großes Update und kein neues Produkt ist, wird jeder für sich persönlich anders beantworten. Fakt ist, dass im Gameplay sinnvolle Verbesserungen Eingang gefunden und der Karrieremodus weiterentwickelt wurde. Dem stehen Kürzungen bei „Volta“ und das leidige Thema Mikrotransaktionen bei „FIFA Ultimate Team“ gegenüber. Echte grafische Verbesserungen wird es erst mit der PS5-Version geben. In diesem Zusammenhang erfreulich: Besitzer der PS4-Version erhalten das Upgrade für die PS5 kostenlos.

Plattform: PS4 (getestet), Xbox One, PC, Switch
Publisher: EA Sports
krone.at-Wertung: 8/10

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