Im Islamisten-Milieu

Polizeieinsätze in Frankreich nach Lehrer-Mord

Ausland
19.10.2020 14:33

In Frankreich laufen nach der brutalen Ermordung eines Lehrers zahlreiche Polizeieinsätze gegen Islamisten. Sie würden sich gegen „Dutzende Personen“ aus dem radikalisierten Milieu richten, sagte Innenminister Gerald Darmanin am Montag. Derartige Polizeieinsätze würden auch in den kommenden Tagen fortgesetzt. Im französischen Verteidigungsrat unter Vorsitz von Präsident Emmanuel Macron war am Sonntagabend beschlossen worden, stärker gegen Radikalisierung vorzugehen und auch den Hass im Netz noch stärker in den Blick zu nehmen.

Seit der Ermordung des Lehrers seien zahlreiche Beschwerden gegen die Verbreitung von Hass im Internet eröffnet worden, sagte der Minister. Es handle sich dabei etwa um Nachrichten, die die Tat des 18-jährigen Angreifers verherrlicht hätten. Darmanin kündigte auch an, in dieser Woche etliche Verbände in den Blick zu nehmen. Die Verdächtigen stünden „nicht unbedingt in Verbindung“ mit dem Mord an dem Lehrer. Die Einsätze zielten vielmehr darauf ab, „eine Botschaft zu vermitteln: nicht eine Minute Aufschub für die Feinde der Republik“.

Die französische Polizei bewacht jene Schule in Conflans-Sainte-Honorine, vor der ein mutmaßlich islamistisch motivierter Täter den Lehrer Samuel P. ermordet hat. (Bild: AFP)
Die französische Polizei bewacht jene Schule in Conflans-Sainte-Honorine, vor der ein mutmaßlich islamistisch motivierter Täter den Lehrer Samuel P. ermordet hat.
Der 47-jährige Geschichtslehrer Samuel Paty war am Freitag in der Nähe seiner Schule von einem 18-jährigen Mann tschetschenischer Abstammung enthauptet worden. Er hatte im Unterricht Mohammed-Karikaturen gezeigt, um eine Diskussion über Meinungsfreiheit anzuregen. (Bild: AP)
Der 47-jährige Geschichtslehrer Samuel Paty war am Freitag in der Nähe seiner Schule von einem 18-jährigen Mann tschetschenischer Abstammung enthauptet worden. Er hatte im Unterricht Mohammed-Karikaturen gezeigt, um eine Diskussion über Meinungsfreiheit anzuregen.

„Der Lehrer hat es darauf angelegt“
Ermittlerkreisen zufolge soll es sich um Verdächtige handeln, die wegen radikaler Predigten und Hassbotschaften im Netz im Fokus der Geheimdienste stehen. Gegen mehr als 80 Menschen seien zudem nach Behauptungen, „der Lehrer habe es darauf angelegt“, Ermittlungen eingeleitet worden, fügte Darmanin hinzu. In diesem Zusammenhang habe es auch vorläufige Festnahmen gegeben.

Darmanin erklärte, mehr als 50 Verbände würden „die ganze Woche über Besuch von staatlichen Stellen bekommen“. Mehreren drohe die Auflösung. Dabei fasste Darmanin insbesondere das Kollektiv gegen Islamophobie in Frankreich (CCIF) ins Auge. Es gebe mehrere Hinweise darauf, dass es sich dabei um „einen Feind der Republik handelt“.

Innenminister spricht von „Fatwa“ gegen Lehrer
Der Vater des Angreifers hatte vor der Tat im Netz gegen den Geschichtelehrer mobilisiert. In diesem Zusammenhang sagte Darmanin, der Vater habe „eine Fatwa gegen den Lehrer erlassen“. Es gebe kein anderes Wort dafür. Eine Fatwa ist im Islam eine Rechtsauskunft, um ein religiöses oder rechtliches Problem zu klären. Weltweit negative Schlagzeilen machte der Begriff, als der iranischen Revolutionsführer Ayatollah Khomeini 1989 eine Todesdrohung gegen den britischen Schriftsteller Salman Rushdie wegen Gotteslästerung aussprach.

Täter prahlte im Netz mit dem Mord
Der Lehrer war am Freitagvormittag in einem Vorort von Paris brutal ermordet worden. Der Täter mit russisch-tschetschenischen Wurzeln wurde daraufhin von der Polizei erschossen. Kurz nach der Tat hatte der Angreifer noch im Netz damit geprahlt und geschrieben, der Pädagoge habe den Propheten Mohammed herabgesetzt.


Der 47-jährige Samuel Paty hatte zum Thema Meinungsfreiheit Mohammed-Karikaturen im Unterricht gezeigt. Daraufhin hatte der Vater einer Schülerin massiv im Netz gegen ihn mobilisiert. Der ermordete Lehrer galt als engagierter Pädagoge und hatte nach Angaben seiner Schule muslimischen Kindern die Möglichkeit gegeben, den Klassenraum zu verlassen, bevor er die Karikaturen zeigte, weil er ihre Gefühle nicht verletzen wollte.

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