„Zahlen katastrophal“
Jeder dritte Covid-Test in Tschechien ist positiv
In unserem Nachbarland Tschechien vergeht kaum noch ein Tag, ohne dass Covid-19-Rekordzahlen vermeldet werden müssen. Am Freitag wurde mit 11.105 Fällen erstmals die Schwelle von 10.000 Corona-Neuinfektionen binnen 24 Stunden überschritten. Die Sorge wächst, dass die Spitäler bald mit Covid-19-Patienten überlastet sind - zumal inzwischen fast jeder dritte Test positiv ausfällt ...
Auf die Bevölkerung umgerechnet nimmt das Land mit knapp 10,7 Millionen Einwohnern mittlerweile längst EU-weit einen traurigen Spitzenplatz bei der Ansteckungsrate ein. Dabei hatte Ministerpräsident Andrej Babis noch im August auf einer internationalen Konferenz sagen können, Tschechien sei „best in Covid“.
Premier gibt zu: „Die Zahlen sind katastrophal“
Aus dem Musterland, das im März als erstes in Europa eine Maskenpflicht eingeführt hatte, ist inzwischen ein Sorgenkind geworden. „Die Zahlen sind katastrophal“, räumt Babis ein. Der Unmut über das Krisenmanagement der Regierung wächst. Die tschechische Ärztekammer (CLK) rief am Freitag sogar seine im Ausland arbeitenden Ärzte auf, vorübergehend nach Hause zurückzukehren. Der Biologe Jaroslav Flegr schlug sogar vor, notfalls Veterinärmediziner einzusetzen.
Zweiter Lockdown nicht mehr ausgeschlossen
Wie ernst die Lage ist, zeigt auch, dass sich die Regierung in Prag bereits in Nachbarländern wie etwa Deutschland erkundigt hat, ob sie im Bedarfsfall Intensivpatienten aufnehmen könnten. Selbst ein zweiter harter Lockdown mit Ausgangsbeschränkungen wird mittlerweile nicht mehr gänzlich ausgeschlossen. Die Entscheidung darüber könnte Anfang November fallen, heißt es. Präsident Milos Zeman appellierte in einer Fernsehansprache an die Disziplin der Bevölkerung beim Maskentragen und warnte davor, auf die weit verbreiteten Verschwörungstheorien hereinzufallen.
Wurden Maßnahmen zu schnell gelockert?
Was ist schiefgelaufen, fragen sich nun viele. „Der Fehler ist wahrscheinlich im Sommer geschehen, als die Maßnahmen schnell gelockert wurden“, sagt der Epidemiologe Petr Smejkal vom Prager Forschungskrankenhaus IKEM. Die Menschen hätten vergessen, dass das Virus immer noch unter uns ist. Auch die Regierung und verschiedene Experten hätten widersprüchliche Botschaften ausgesendet. Immerhin sei die Kommunikation inzwischen besser geworden, so der Mediziner.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.