Gegen das Virus heißt es an Schulen: lüften, lüften, lüften. Mit sinkenden Temperaturen sinkt aber die Akzeptanz dafür bei frierenden Schülern. Die Stimmung zwischen ihnen, Lehrern, Eltern und Politik ist eisig.
„Erfroren sind schon viele, aber erstunken ist noch keiner.“ Mit diesem saloppen Satz wurde schon so manche Diskussion um offene Fenster in Büros und Klassenzimmern beendet. Das war allerdings vor Corona. Für Schulen heißt die Vorgabe aus dem Ministerium nun: „Die Schulräume sind regelmäßig, auch während des Unterrichts, zu lüften. Die Festlegung fixer Intervalle für das Lüften (...) senkt die Viruskonzentration und die Wahrscheinlichkeit einer Infektion sehr deutlich.“
Was im September für gute Luft sorgte, lässt jetzt die Stimmung gefrieren. Denn statt kurzer Stoßlüfter lässt manch Lehrer die Fenster stundenlang geöffnet, Kinder sitzen in dicke Jacken gehüllt an ihren Plätzen.
Uns erreichen viele E-Mails von aufgebrachten Eltern. Die Fenster sind die ganze Stunde offen, dabei würde Stoßlüften reichen. Die Kinder verkühlen sich und stecken sich gegenseitig an.
Helmut Hodanek, stellvertretender Vorsitzender der Pflichtschul-Elternvereine
„Das ist inzwischen ein Riesenthema“, sagt Lehrergewerkschafter Paul Kimberger. Seine Lösung: die Klassen ausdünnen. „Das war im Sommer im Hinblick auf den Winter unser Vorschlag. Die Politik hat sich entschlossen, mit vollen Schülerzahlen zu fahren.“ Nun sitze man vielerorts in kleinen Klassenzimmern ohne Möglichkeit, Abstand zu halten.
Wenn die Infektionszahlen zu hoch werden, sehen wir den Schichtbetrieb als sicherere Lösung. Durch das ständige Lüften werden die Schüler nur krank.
Alexandra Bosek, Bundesschulsprecherin und AHS-Schülerin in Baden
„Kinder heimschicken ist für die Eltern auch nicht besser“
Die „Klassen ausdünnen“ würde am einfachsten über den Schichtbetrieb funktionieren, wie es ihn in den letzten Schulwochen vor dem Sommer gab. Damit wären, vor allem in Volksschule und Unterstufe, aber wieder die Eltern gefordert, ihre Kinder zu Hause zu betreuen. „Wir haben eine Pandemie, und das Lüften hilft. Wenn die Alternative ist, dass die Kinder wieder heimgeschickt werden, ist das für die Eltern auch nicht besser“, heißt es aus dem Bildungsministerium. Allerdings obliege der Umgang damit den Standorten - statt Fenster könne man auch Türen in die Gänge öffnen.
Es gibt nur zwei Möglichkeiten: Lüften oder die Klassenräume ausdünnen. Das geht über Schichtbetrieb, so wie im Frühjahr, oder Ausweichräume.
Paul Kimberger, Vorsitzender der Gewerkschaft der Pflichtschullehrer
Ausweichräume schaffen, um Klassen auszudünnen
Verkühlte Kinder oder überlastete Eltern? Gewerkschafter Kimberger verweist auf eine dritte Option: Man könne Ausweichräume schaffen. „Viele Gemeinden haben Veranstaltungsmöglichkeiten, die jetzt ohnehin weniger genutzt werden.“ Schon im Sommer habe man darauf hingewiesen, solche Räume anzumieten. Das sei nur vereinzelt passiert, erklärt das Bildungsministerium: „Das kann nicht zentral geregelt werden, dafür sind die Schulerhalter zuständig. Und das sind die Gemeinden.“
Teresa Spari, Kronen Zeitung
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