Nach Lehrer-Mord

Frankreichs Innenminister lässt Moschee schließen

Ausland
20.10.2020 15:38

Nach dem islamistischen Anschlag auf einen Geschichtslehrer hat Frankreichs Innenminister Gérald Darmanin eine Moschee in einem Vorort von Paris schließen lassen. Das muslimische Gebetshaus habe via Facebook ein Video geteilt, in dem der Unterricht des getöteten Lehrers angeprangert wurde. Im Zusammenhang mit dem Fall gab es 34 Einsätze der französischen Polizei, bis Dienstagmittag wurden 15 Menschen verhaftet.

Dem Imam der Moschee im Vorort Pantin, nordöstlich von Paris, warf der Innenminister vor, das Opfer Samuel Paty bedroht und die Adresse seiner Schule veröffentlicht zu haben. Die Moschee soll nach Angaben des Innenministeriums ab Mittwochabend sechs Monate lang geschlossen bleiben.

Moschee „bedauert“ die veröffentlichten Videos
Auf der Facebook-Seite der „Grande Mosquee De Pantin“ hatte es auch Videos mit einem Aufruf zum Handeln gegen den Geschichtslehrer gegeben. Die Moschee drückte mittlerweile ihr „Bedauern“ für die Videos aus. Nach der Tat löschte die Facebook-Seite die Videos und verurteile den Mord.

Die „Grande Mosquee De Pantin“ in einem Vorort von Paris war für ein halbes Jahr geschlossen. (Bild: APA/AFP/Christophe ARCHAMBAULT)
Die „Grande Mosquee De Pantin“ in einem Vorort von Paris war für ein halbes Jahr geschlossen.

Botschaft an Feinde der Republik
Die Polizei ging nach der Ermordung des Lehrers am vergangenen Freitag in Dutzenden Einsätzen gegen Menschen und Vereinigungen vor, die mutmaßlich dem islamistischen Spektrum nahestehen. Die Islamisten stünden zwar nicht unbedingt in Verbindung mit dem Mord, es gehe aber darum, „eine Botschaft an die Feinde der Republik zu senden“.

Auch vier Schüler in Gewahrsam
Unter den 15 Menschen in Polizeigewahrsam befinden sich nach Angaben der Behörden vier Schüler aus Conflans-Sainte-Honorine, wo das Opfer als Lehrer gearbeitet hatte. Laut Ermittlerkreisen stehen einer oder mehrere Schüler im Verdacht, dem 18-jährigen Täter Hinweise auf Paty gegeben zu haben, möglicherweise gegen Geld.

Familie des Täters ebenfalls in Haft
Auch die Eltern, der Großvater und der jüngere Bruder des mutmaßlichen Täters befinden sich in Haft. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft wurde auch der Vater einer Schülerin festgenommen. Er soll sich mit dem Lehrer über dessen Unterricht gestritten haben.

Der 47-jährige Geschichtslehrer Samuel Paty war am Freitag in der Nähe seiner Schule von einem 18-jährigen Mann tschetschenischer Abstammung enthauptet worden. Er hatte im Unterricht Mohammed-Karikaturen gezeigt, um eine Diskussion über Meinungsfreiheit anzuregen. (Bild: AP)
Der 47-jährige Geschichtslehrer Samuel Paty war am Freitag in der Nähe seiner Schule von einem 18-jährigen Mann tschetschenischer Abstammung enthauptet worden. Er hatte im Unterricht Mohammed-Karikaturen gezeigt, um eine Diskussion über Meinungsfreiheit anzuregen.

Posthumer Orden für Samuel Paty
Unterdessen wurden mehrere Gedenkfeiern zu Ehren des Opfers angekündigt. Frankreichs Bildungsminister Jean-Michel Blanquer kündigte eine posthume Auszeichnung des Lehrers mit dem Orden der Ehrenlegion an.

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