Der Verwaltungsgerichtshof hat im finalen Urteil zugunsten der Freileitung in Salzburg entschieden. Die Enttäuschung bei den Kämpfern für ein Erdkabel ist dementsprechend groß.
„Wir haben alles unternommen und ich habe mit diesem Urteil nicht gerechnet“, sagt der Eugendorfer Bürgermeister Johann Strasser. Er hat gemeinsam mit der Nachbargemeinde Koppl 22 Jahre lang gegen die Freileitung gekämpft und sich für ein Erdkabel eingesetzt. „Das ist Schicksal. Man hat das Gefühl, dass der kleine Mann gegen die Großen keine Chancen hat“, fügt er hinzu. Jetzt müsse man aber die Luft wieder rausnehmen und die Lage beruhigen.
„Ich bin extrem enttäuscht“
Frustriert zeigt sich auch Rupert Reischl, Ortschef von Koppl. Im Naherholungsgebiet für den großen Einzugsbereich rund um die Stadt Salzburg, dem Nockstein, werden 84 Meter hohe Masten für die Leitung errichtet und direkt über den Berg geführt. „Es ist bitter. Ich bin extrem enttäuscht. Aber diese Leitung wird jetzt zu einem Mahnmal“, betont Reischl.
Mehr als 400 Masten mit einer Höhe bis zu 86 Meter werden auf der 114 Kilometer langen Trasse entstehen. Die Bauarbeiten dafür sind bereits seit dem Jahresbeginn im Gange. Dies hat zu zahlreichen Protestaktionen bis hin zur Belagerung eines Waldstücks in Bad Vigaun geführt. Der aktive Verein Fairkabeln mit seinen mehr als 12.000 Unterstützern hat sich dabei immer für eine Erdkabelvariante eingesetzt, war nie gegen die Leitung an sich. Schon vor Tagen haben sie angekündigt, das Urteil zu akzeptieren und auf weitere Proteste zu verzichten.
Zahlreiche Enteignungsverfahren offen
Franz Köck von der IG-Erdkabel will sich hingegen noch nicht festlegen. Er schließt nicht aus, dass es zu weiteren Protesten kommen könnte. „Um zu zeigen, dass wir mit dieser Politik nicht einverstanden sind. Demokratie ist nur noch eine Worthülse“, sagt Köck. Ohne Probleme dürfte die Leitung jetzt dennoch nicht gebaut werden, denn zahlreiche Enteignungsverfahren stehen noch an.
Eugendorfs Bürgermeister Johann Strasser im Interview
„Krone“: Herr Bürgermeister Strasser, wie haben Sie das finale Urteil zur 380-kV-Freileitung aufgenommen?
Johann Strasser: Da kann man leider nichts machen. Das ist Schicksal und müssen wir so akzeptieren. Wir müssen jetzt die Luft rausnehmen, denn es hilft jetzt nichts mehr uns zu befetzen.
Sie haben 22 Jahre lang für ein Erdkabel gekämpft.
Ja, gemeinsam mit der Gemeinde Koppl. Ich kann mich nur bei den Gemeinden und den Gemeindevertretern bedanken. Ich halte es immer noch für einen großen Fehler, dass die Leitung nicht als Kabel unter die Erde kommt. Denn diese bleibt jetzt für viele Jahre bestehen.
Was ist schiefgelaufen?
Wir alle haben gesehen, was für Möglichkeiten es geben würde. Aber es ist von Anfang an von den Beteiligten nur dagegen gearbeitet worden. Man hat das Gefühl, dass der kleine Mann gegen den großen keine Chance hat. Im Moment kenne ich aber den Text aus dem Urteil des Verfassungsgerichtshofes noch nicht.
Wie ist Ihre persönliche Gefühlslage?
Wenn ich sagen würde, was ich mir wirklich denke, würden sie mich wahrscheinlich einsperren.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.